Kaplan-Meier-Kurve
Klick auf "Bearbeiten" und mach daraus einen Articulus longissimus!
Klick auf "Bearbeiten" und mach daraus einen Articulus longissimus!
nach den US-amerikanischen Mathematikern Edward Lynn Kaplan (1920–2006) und Paul Meier (1924–2011)
Synonym: Überlebenszeitkurve
Englisch: Kaplan-Meier curve
Definition
Die Kaplan-Meier-Kurve ist die graphische Darstellung des Kaplan-Meier-Verfahrens zur Schätzung von Überlebenswahrscheinlichkeiten aus Zeit-bis-Ereignis-Daten. Auf der x-Achse wird die Beobachtungszeit, auf der y-Achse die geschätzte Überlebenswahrscheinlichkeit ("survival function") dargestellt. Jeder Abfall der Kurve entspricht einem Ereigniszeitpunkt. Die Methode wurde 1958 von Edward L. Kaplan und Paul Meier eingeführt.
Prinzip
Das graphische Ergebnis beruht direkt auf dem Kaplan-Meier-Verfahren. Für jeden Zeitpunkt, an dem mindestens ein Ereignis eintritt, wird die Überlebenswahrscheinlichkeit als Produkt der relativen Überlebenswahrscheinlichkeiten aller vorangehenden Ereigniszeitpunkte berechnet.
Dabei bezeichnet die Anzahl der Personen im Risiko unmittelbar vor Zeitpunkt und die Anzahl der zu diesem Zeitpunkt eingetretenen Ereignisse.
Unvollständige bzw. zensierte Beobachtungen (z. B. Studienende ohne Ereignis, Verlust der Nachverfolgbarkeit) werden berücksichtigt, indem sie zwar die Anzahl der „im Risiko“ befindlichen Personen reduzieren, jedoch nicht in die Ereigniszählung eingehen. Die resultierende Schrittfunktion bildet das Überleben der Kohorte über die Zeit ab.
Beispiel
Voraussetzungen
Eine valide Schätzung setzt voraus, dass Zensierungen „nicht-informativ“ sind, also kein systematisches Verhältnis zwischen dem Zeitpunkt der Zensierung und dem tatsächlichen Ereignisrisiko besteht. Ereignisse müssen eindeutig definiert und zeitlich korrekt erfasst sein. Bei niedrigen Fallzahlen oder wenigen Ereignissen steigen Varianz und Unsicherheit der Schätzung.
Interpretation
Die Lage und Form der Kurve erlauben eine visuelle Einschätzung des zeitlichen Auftretens von Ereignissen innerhalb einer oder mehrerer Gruppen. Unterschiede zwischen Gruppen werden standardmäßig mit dem Log-Rank-Test geprüft. Für eine adjustierte Analyse der Hazardraten wird meist das Cox-Proportional-Hazards-Modell herangezogen.
Kreuzende Kurven oder stark divergierende Hazardraten weisen auf zeitabhängige Effekte hin und erschweren die Interpretation im Sinne proportionaler Hazards.
Anwendung
Kaplan-Meier-Kurven werden in klinischen Studien zur Darstellung von Gesamtüberleben (OS), progressionsfreiem Überleben (PFS) und rezidivfreiem Überleben (RFS) eingesetzt. Darüber hinaus finden sie Anwendung in epidemiologischen Kohortenstudien, bei der Bewertung implantierbarer medizinischer Geräte oder generell bei der Analyse von Zeit-bis-Ereignis-Daten mit Zensierung.
Grenzen
Das Verfahren berücksichtigt konkurrierende Risiken nicht; Ereignisse anderer Art können die Schätzung beeinflussen, ohne dass dies in der Kurve sichtbar wird. Bei starker Zensierung, kleinen Fallzahlen oder frühen Ereignissen kann die Kurve instabil wirken. Außerdem erlaubt die Darstellung nur univariate Vergleiche; zur Adjustierung für Störfaktoren sind multivariate Modelle erforderlich.
Literatur
- Kaplan, E. L., & Meier, P. (1958). Nonparametric Estimation from Incomplete Observations. Journal of the American Statistical Association, 53(282), 457–481.
- Kleinbaum, D. G., & Klein, M. (2012). Survival analysis: A self-learning text (3rd ed.). Springer.