Hybristophilie
von altgriechisch: ὑβριστής ("hybristes") - Übeltäter; φιλία ("philia") - Zuneigung, Liebe
Synonym: Bonnie-und-Clyde-Syndrom
Definition
Die Hybristophilie ist eine Form der Paraphilie. Die Betroffenen fühlen sich (sexuell) von Personen angezogen, die schwere Gewalttaten, Sexualdelikte oder Tötungsverbrechen verübt haben. Häufig wird die Hybristophillie auch als Bonnie-und-Clyde-Syndrom bezeichnet. Die Paraphilie kann sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen beziehen, wobei Frauen statistisch häufiger betroffen sind.
Ätiopathogenese
Die psychologischen Hintergründe der Hybristophilie sind bislang (2025) nur wenig erforscht. Es wird vermutet, dass Faktoren wie Einsamkeit, ein geringes Selbstwertgefühl oder eigene Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in der Kindheit eine Rolle bei der Entstehung spielen könnten. Zusätzlich kann der Wunsch nach gesellschaftlicher Aufmerksamkeit oder Kontrolle eine unbewusste Motivation darstellen. Betroffene idealisieren den Täter oft als „perfekten Partner“, gerade wenn dieser inhaftiert ist, sodass Alltagsprobleme und Kontrollverlust scheinbar ausgeschlossen sind.
Symptome
Neben der emotionalen Fixierung kommt es häufig zur Verleugnung der begangenen Taten. Die Betroffenen klammern sich an den Glauben an die Unschuld des Partners und neigen dazu, erhebliche Opfer für die Beziehung zu bringen (z.B. Umzug in die Nähe des Strafvollzugs, Verzicht auf Beruf oder familiäre Kontakte, intensiver Einsatz finanzieller Mittel).
Zudem kann zwischen einer "passiven" und "aktiven" Form unterschieden werden: Bei der passiven Form fühlen sich die Betroffenen von Kriminellen angezogen, ohne aktiv in Straftaten involviert zu sein. Sie idealisieren den Täter und glauben an seine Unschuld. Bei der aktiven Form beteiligen sich Betroffene aktiv an den Straftaten oder unterstützen den Partner bei kriminellen Handlungen.
In beiden Fällen kann die starke Fixierung auf den Täter zu einer Vernachlässigung des eigenen Alltags und zur sozialen Isolation führen.
Hybristophilie ist für die Betroffenen potentiell gefährlich, da sie sich durch den engen Kontakt zu Verbrechern der Gefahr aussetzen, selbst Opfer zu werden. Die Paraphilie kann den Alltag dominieren und soziale, berufliche sowie persönliche Beziehungen stark beeinträchtigen.
Trivia
Prominente Fälle sind Carol Ann Boone, Ehefrau des Serienmörders Ted Bundy, sowie Afton Elaine Burton und Charles Manson.
Literatur
- D. Frey. Psychologie des Guten und Bösen. Springer-Verlag, 2019