Fixationsdisparation
Synonym: Fixationsdisparität
Englisch: fixation disparity
Definition
Die Fixationsdisparation, kurz FD, ist in der Optometrie der Zustand des Auges beim binokularen Einfachsehen, bei dem der anfixierte Objektpunkt (OFix) disparat der Fovea centralis, aber immer noch innerhalb des Panumareals auf der Retina abgebildet wird. Durch sensorische Kompensation wird eine Fusion der beiden getrennt wahrgenommenen Bilder des linken und rechten Auges möglich.
Hintergrund
Bei der fovealen Abbildung des anfixierten Objektpunkts unterscheidet man verschiedene Bezugspunkte:
- normale retinale Korrespondenz (NRK)
- anormale retinale Korrespondenz (ARK)
Hierbei handelt es sich um die Bewertung des Ortes der individuell vorliegenden Fixationskorrespondenz (Bezugspunkt in der Retina bei Blickrichtung gerade aus). Diese wird massgeblich durch die Größe der motorischen Anteile des jeweiligen Schielwinkels beeinflusst. Die NRK beschreibt hierbei die normale Fixation in die Fovea centralis nach der finalen Vergabe einer prismatischen Korrektur. Eine anormale Korrespondenz (ARK) wird bei Optometristen auch als "Pseudo-Fovea" bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen entstandenen bzw. erworbenen exzentrischen Bezugspunkt im Panumareal der Retina für die Blickrichtung geradeaus. Man unterscheidet deshalb Fixationsdisparationen der jeweilig korrespondierenden Netzhautstelle als:
- Fixationsdisperation der ersten Art (FD l)
- Fixationsdisperation der zweiten Art (FD ll)
Messung
Da es es sich bei einer Fixationsdisperation um ausschliesslich sensorische Anteile einer Fehlstellung handelt, ist es wichtig, dass vorab alle motorischen Stellungsfehler wie Phorien und Winkelfehlsichtigkeiten durch die Vergabe von prismatischen Korrekturen optimal versorgt wurden.
Die Messung einer FD erfolgt grundsätzlich unter Fusionszwang (mit zentralen Fusionsreiz) des Augenpaares. Die Vergabe von Prismen sollte dabei einen maximalen zusätzlichen Wert von 0,50 cm/m nicht überschreiten.
Zur Messung der Fixationsdisparität wird dem Patienten an einem Haploskop ein Fusionsbild und gleichzeitig jedem Auge getrennt eine Fixiermarke mit jeweils einem zentralen Fusionsreiz präsentiert. Dies geschieht mit Hilfe des so genannten Haken-Tests: Der Test wird erst monokular dargeboten und geprüft, ob der Patient den Kreis in der Mitte und rechts bzw. links davon einen Haken erkennt. Dann wir der Test beiden Augen dargeboten und gefragt, ob der Proband beide Haken gleichzeitig und gleich schwarz erkennt. Anschließend wird geprüft, ob zwischen den Haken oben und unten eine Lücke zu sehen ist, ggf. unter Aufforderung, den zentralen Kreis konzentriert anzublicken. Wenn die Lücken erkannt werden, muss gefragt werden, ob die beiden Haken oben und unten auf gleicher Höhe stehen.
Kritik
Leider werden oftmals durch Fehleinschätzungen im Messverfahren nach Haase (MKH), beziehungsweise durch falsche Interpretation der Aussage des Probanden, unnötige Prismenkorrekturen verordnet. Zum Beispiel kann durch ein Orthofugalreiz im jeweiligen Test das Messergebnis verfälscht worden sein. Die dadurch falsch verordneten Prismen können asthenopische Beschwerden verursachen, sowie die habituelle Kopf- und Körperhaltung negativ beeinflussen.
Der dosierte und kritische Umgang mit Prismen, sowie eine individuell angepasste Anleitung des Probanden während einer subjektiven Refraktionsbestimmung, ist massgeblich für eine optimale Versorgung von Menschen mit visuellen Störungen. Refraktionisten sollten deshalb immer jede Prismenversorgung hinterfragen und gegebenfalls auch pathologische, sowie physiologische Aspekte mit in Betracht zeihen.