Tsetse-Fliege
von tswana (afrikanische Sprache): tsetse - Fliege (nach den Fluggeräuschen)
Definition
Die Tsetse-Fliege ist eine in Afrika vorkommende Stechfliege.
Klassifizierung
Tsetse-Fliegen gehören zur Familie der Glossiniden. Sie bilden eine eigene Gattung mit 23 verschiedenen Arten und 8 Unterarten, die Glossina genannt wird. Die für die Übertragung der Schlafkrankheit wichtigsten Arten sind Glossina morsitans, Glossina palpalis und Glossina pallidipes.
Verbreitung
Tsetse-Fliegen leben im tropischen Afrika südlich der Sahara, etwa zwischen dem 15. nördlichen und dem 20. südlichen Breitengrad. Glossinen der Morsitans-Gruppe bevorzugen Savannenlandschaften, die Palpalis-Gruppe findet man in Feuchtgebieten, z.B. entlang von Flußläufen und in Regenwäldern.
Morphologie
Die Fliegen sind 6-14 mm groß und haben einen relativ schmalen Körperbau. Auffällig ist die Haltung der Flügel. Sie sind in der Ruhestellung wie die Blätter einer Schere waagerecht übereinander gelegt. Anhand dieser charakteristischen Flügelhaltung kann man Glossinen von anderen Stechfliegen unterscheiden. Die Farbe des Fliegenkörpers ist gelblich bis bräunlich und kann - je nach Art - einfarbig oder gestreift sein.
Vermehrung
Tsetse-Fliegen legen keine Eier ab, sondern gebären Larven, die sich sofort nach der Geburt in die Erde eingraben. Dort verpuppen sich die Larven und nach etwa 30 Tagen gräbt sich die fertige Fliege aus dem Boden. Die Vermehrungsrate ist verglichen mit anderen Fliegengattungen gering: Ein Weibchen kann vermutlich nur bis zu 8 Larven produzieren.
Ernährung
Tsetse-Fliegen ernähren sich von tierischem oder menschlichem Blut. In der Regel sind sie auf ein Wirtstier spezialisiert und wechseln es nur bei Bedarf. Die Fliegen finden ihre Opfer über optische (dunkle Körper vor hellem Grund) und olfaktorische Reize. Die wichtigsten Schlüsselsubstanzen sind CO2, Azeton und Octanal. Sie werden von Tieren und Menschen über die Atemluft, den Urin und den Schweiß abgegeben.
Medizinische Bedeutung
Tsetse-Fliegen sind die Überträger der Schlafkrankheit. Tsetse-Fliegen der Morsitans-Gruppe übertragen Trypanosoma brucei rhodesiense, Fliegen der Palpalis-Gruppe Trypanosoma brucei gambiense. Die auslösenden Trypanosomen werden von der Fliege beim Stich mit dem Blut des infizierten Wirts aufgenommen. Im Darm der Fliege unterliegt der Erreger zahlreichen morphologischen Veränderungen und wandert schließlich in die paarigen Speicheldrüsen der Fliegen ein. Von dort aus werden die Trypanosomen beim Stich auf den nächsten Wirt übertragen.