Sexualstörung
Synonyme: Sexuelle Dysfunktion, sexuelle Störung, sexuelle Funktionsstörung
Definition
Eine Sexualstörung liegt vor, wenn die körperlichen Sexualfunktionen und/oder das sexuelle Erleben sowie die daraus resultierende individuelle Befriedigung gestört sind. Sexualstörungen können physisch oder psychisch bedingt sein.
Hintergrund
Nach der WHO wird sexuelle Gesundheit "als Zustand physischen, seelischen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf Sexualität" definiert. Sie "erfordert einen positiven und respektvollen Umgang mit Sexualität und sexuellen Beziehungen sowie die Möglichkeit, lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, die frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt sind".
Einteilung
Sexualstörungen werden nach dem DSM-IV grob in sechs Klassen unterteilt:
- Appetenzstörungen (sexual desire disorders)
- Erregungsstörungen (sexual arousal disorders)
- Orgasmusstörungen (orgasmic disorders)
- Genitale Schmerzstörungen (sexual pain disorders)
- Sexualstörungen aufgrund körperlicher Erkrankungen (sexual dysfunction due to a general medical condition)
- Substanzinduzierte Sexualstörungen (Substance-Induced Sexual Dysfunktion)
Ätiologie
Da es sich bei der Sexualität um einen komplexen Vorgang handelt, sind auch die Ursachen von Sexualstörungen sehr vielseitig. Unter anderem können folgende Ursachen vorliegen:
Psychische Ursachen
- Sexualentwicklungsstörung
- Depressionen
- Schizophrenie
- Belastungsreaktionen wie zum Beispiel im Rahmen einer PTBS
- Persönlichkeitsstörung
Physische Ursachen
- Noxen (Drogenabusus, Alkoholabusus)
- Medikamenteneinnahme, Nebenwirkungen
- Metabolische Störungen (z.B. Diabetes mellitus)
- Endokrinologische Störungen (z.B. Hypogonadismus)
- Neurologische Erkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen
- Gynäkologische oder urologische Erkrankungen (z.B. Genitalinfektionen)
Symptome
Sexualstörungen machen sich meist durch mangelnde oder fehlende sexuelle Befriedigung mit Orgasmusstörungen und Libidoverlust bemerkbar. Im Extremfall kann es zu sexueller Aversion kommen. Weitere Symptome können sein:
Diagnose
Zunächst werden organische Erkrankungen durch internistische, gynäkologische oder urologische Untersuchungen ausgeschlossen. Liegt ein psychische Ursache vor, werden im Gespräch mit dem Betroffenen vorsichtig die vorliegenden Störungen exploriert.
Therapie
Die Therapie organisch bedingter Sexualstörungen richtet sich nach der auslösenden Ursache. Genitalinfektionen werden medikamentös behandelt. Handelt es sich um eine psychisch bedingte sexuelle Funktionsstörung, wird der Patient - oft zusammen mit seinem Partner im Rahmen einer Paartherapie - von einem Sexualtherapeuten betreut. Hier werden in psychotherapeutischen Sitzungen die Ursachen besprochen.