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Reiz

Synonym: Stimulus
Englisch: stimulus

1. Definition

Unter einem Reiz versteht man im neurobiologischen Sinn ein Ereignis, das zur Erregung (Stimulation) einer Wahrnehmungsstruktur (Rezeptor bzw. Sinneszelle) führt. Bei Reizen kann es sich um physikalische oder chemische Größen handeln.

2. Hintergrund

Die Einwirkung auf die Sinneszelle führt zu einer Veränderung des Membranpotentials, d.h. zu einer Hyperpolarisation oder Depolarisation. Je nach Reizintensität wird ein Aktionspotential ausgelöst, das dann eine Reizweiterleitung bzw. Erregungsleitung in Gang setzt.

Der Dualismus zwischen Reiz und Wahrnehmung führt dazu, dass Reize ebenso vielfältig und komplex sein können, wie die für sie spezialisierten Rezeptoren. Reize sind dabei nicht an die bewusste Wahrnehmung gekoppelt. Die bewusst wahrgenommenen Reize (Licht, Geräusche, Gerüche usw.) stellen nur einen kleinen, interpretierten Ausschnitt der von allen Rezeptoren registrierten Ereignisse dar.

3. Einteilung

3.1. ...nach Komplexität

  • Einfache Reize: Sie sind physikalischer (Licht, Schall, Temperatur) oder chemischer (Transmitter, Hormone) Natur und werden auf zellulärer Ebene von spezialisierten Rezeptoren wahrgenommen.
  • Interpretierte Reize: Sie fassen Reize einzelner Rezeptoren bzw. Rezeptorgruppen zusammen und verarbeiten sie in den stammesgeschichtlich älteren Hirnregionen zu einem einfachen Konzept (z.B. Hunger).
  • Komplexe Reize: Sie sprechen abstrakte soziale Konzepte an (z.B. "Anerkennung", "Ruhm") und nutzen erlernte Belohnungs- und Bestrafungserfahrungen des Individuums. Mit komplexen Reizen arbeitet z.B. die Werbung.

3.2. ...nach Rezeptorbezug

  • Adäquater Reiz: Der "richtige" Reiz, d.h. der Reiz, für den der Rezeptor die maximale Sensibilität besitzt (z.B. Licht für die Photorezeptoren des Auges)
  • Inadäquater Reiz: Ein "falscher" Reiz, der gar nicht oder nur bei sehr hoher Intensität erregungsauslösend wirkt (z.B. "Sterne sehen" bei Druck auf das Auge).

3.3. ...nach Reizintensität

  • Überschwelliger Reiz: Hat die nötige Intensität, um in der nachgeordneten Nervenzelle ein Aktionspotential auszulösen.
  • Unterschwelliger Reiz: Hat nicht die nötige Intensität, um die nachgeordnete Nervenzelle zu erregen. Treffen unterschwellige Reize in rascher zeitlicher Abfolge ein, können sie durch Summation zu einem überschwelligen Reiz werden und ein Aktionspotential auslösen.

4. Reizverarbeitung

Von außen eintreffende Reize werden beim Menschen über das periphere Nervensystem in Form von Aktionspotentialen afferent an das ZNS weitergeleitet. Dort erfolgt durch komplexe neuronale Prozesse eine Differenzierung, Integration und Interpretation der Reize. Teilweise erfolgt in den Sinnesorganen (z.B. in der Netzhaut) jedoch schon eine Vorverarbeitung, um die Informationsdichte zu reduzieren.

Fachgebiete: Physiologie

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