Peripherer Nerv
Englisch: Peripheral nerve
Definition
Als periphere Nerven werden Nerven bezeichnet, die zu den Erfolgsorganen ziehen und diese in der Regel sowohl mit afferenten, als auch mit efferenten Fasern versorgen. Beispiele für periphere Nerven sind der Nervus femoralis, Nervus ulnaris und Nervus ischiadicus.
Histologie
Periphere Nerven bestehen aus Bündeln von Nervenfasern (Axonen) und den sie umgebenden Markscheiden, die durch verschiedene Bindegewebsschichten zu Gruppen organisiert werden. Einzelne Nervenfasern sind von lockerem Bindegewebe, dem Endoneurium umhüllt. Es enhält Fibrozyten und Kollagenfasern. Das Endoneurium bildet zusammen mit der Basalmembran der Schwann-Zelle die Endoneuralscheide.
Innerhalb des Nerven werden mehrere Nervenfasern durch eine weitere Bindegewebshülle, das Perineurium zu Faszikeln zusammengefasst. Diese Faszikel bzw. Bündel bilden dann gemeinsam den Gesamtnerv - er wird vom Epineurium umhüllt, das ihn verschieblich in seine Umgebung einbettet. Das Epineurium entsendet Bindegewebesepten zwischen die Nervenfaserbündel.
Physiologie
Klassifikation
Periphere Nervenfasern lassen sich nach Durchmesser und Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) einteilen. Hierfür werden meist die sich z.T. überschneidenden Klassifikationen nach Erlanger/Gasser (A-C) und Lloyd/Hunt (I-IV) verwendet - erstere meist für Efferenzen, letztere für Afferenzen. In der Literatur werden die einzelnen Nervenfasern jedoch oft unterschiedlich bezeichnet. Eine mögliche Einteilung wird im Folgenden dargestellt:[1]
Efferenzen
- A-Faser: alle somatischen myelinisierten Nerven, wobei die efferenten Fasern je nach NLG in folgende Subgruppen eingeteilt werden können:
- B-Fasern: efferente myelinisierte autonome Fasern; NLG 5-15 m/s
- C-Fasern: unmyelinisierte Nervenfasern dar, NLG ≤ 4 m/s
Efferenzen zu den Muskelspindeln werden häufig als γ-Fasern bezeichnet. Ihre NLG liegt im Bereich der Aδ-Fasern.
Afferenzen
- Ia-Faser: Afferenz aus Muskelspindeln, NLG 60-120 m/s
- Ib-Faser: Afferenz aus Sehnenspindeln, NLG 60-120 m/s
- II-Faser: alle anderen afferenten myelinisierten Nervenfasern mit einer NLG > 30 m/s
- III-Faser: alle anderen afferenten myelinisierten Nervenfasern mit einer NLG < 30 m/s
- IV-Faser: unmyelinisierte afferente Fasern
Weitere Einteilungen
In der Literatur findet man auch häufig folgende Einteilung, die versucht beide Klassifikationen zu vereinen:[2]
Gruppe | Funktion | Durchmesser (µm) | NLG (m/s) | Myelinisierung |
---|---|---|---|---|
Aα | Efferenz für Skelettmuskeln (extrafusal) | 10-12 | 70-120 | Ja |
Ia | Afferenz aus Muskelspindeln (primär) | |||
Ib | Afferenz aus Sehnenspindeln | |||
II | Afferenz von Haut-Mechanorezeptoren und Muskelspindeln (sekundär) | 6-12 | 30-70 | |
Aγ | Efferenz für Muskelspindeln | 2-5 | 10-30 | |
III | Afferenzen für Temperatur und Schmerz (Haut), tiefe Druckrezeptoren von Muskeln | |||
B | präganglionäre autonome Efferenz | 3 | 3-15 | |
C | postganglionäre autonome Efferenz | 1 | 0,5-2 | Nein |
IV | Afferenz für Temperatur und Schmerz (Haut) |
siehe auch: Peripheres Nervensystem (PNS), Hirnnerven, Spinalnerven, intramurales Nervensystem
Quellen
- ↑ Whitwam JG. Classification of peripheral nerve fibres. An historical perspective, Anaesthesia. 1976;31(4):494-503, abgerufen am 20.08.2020
- ↑ Benninghoff, Drenckhahn: Anatomie Band 1, 17. Auflage 2008, Elsevier: Urban & Fischer