Mammographie
von lateinisch: mamma - weibliche Brust; griechisch: graphein - zeichnen
Synonym: Röntgenmammographie
Englisch: mammography, mastography
Definition
Die Mammographie ist eine radiologische Untersuchung der weiblichen Brust, die üblicherweise in zwei Ebenen (meist senkrecht von oben und schräg seitlich) erfolgt. Die in Weichstrahltechnik hergestellten Aufnahmen ermöglichen Rückschlüsse auf krankhafte Prozesse des Mammagewebes.
Hintergrund
Mammographie-Befunde werden üblicherweise durch palpatorische und sonographische Untersuchungen ergänzt. Zur weiteren radiologischen Abklärung dienen die digitale Brusttomosynthese (DBT), die Mamma-MRT und in besonderen Fällen die Galaktographie oder die Mammaszintigraphie mit 99mTechnetium-Sestamibi.
Indikation
Die Mammographie ist bei Verdacht auf krankhafte Prozesse im Bereich der Brust indiziert, die sich durch andere Verfahren nicht abklären lassen.
Außerhalb dieser Indikation wird die Mammographie als Screeninginstrument im Rahmen der Brustkrebsvorsorge angewendet. In Deutschland können GKV-versicherte Frauen zwischen 50 bis 69 Jahren alle 2 Jahre eine kostenlose Mammographie in Anspruch nehmen. Sie dient der Sekundärprävention.
Ziel des Screenings ist es, die Lebenserwartung und die Lebensqualität von den an Brustkrebs-erkrankten Patienten zu verbessern, indem Karzinome frühzeitig erkannt und dadurch mit möglichst geringer Belastung therapiert werden können.
Jüngeren Frauen bringt die Vorsorge-Mammografie nach derzeitigem Wissensstand keinen Vorteil, zumal die höhere Gewebedichte der Brüste jüngerer Frauen vermehrt zu falsch positiven Befunden führt. Außerdem kommt es durch wiederholte Mammographien zu einer additiven Strahlenbelastung, die selbst karzinogen wirkt. Bei jungen Frauen ist die Mammasonographie eine gut geeignete Alternative.
Auch im Rahmen der Nachsorge wird Brustkrebspatienten empfohlen, jährlich eine Mammographie durchzuführen, um lokale und lokoregionäre Rezidive sowie Karzinome der kontralateralen Brust frühzeitig zu erkennen.
Aussagekraft
Die Mammographie ist das am besten validierte Verfahren zur Früherkennung von Mammakarzinomen bei asymptomatischen Frauen. Die Sensitivität liegt zwischen 77 und 95%, die Spezifität zwischen 96 und 96%.[1]
Die Rate an falsch-positiven Befunden liegt für Patientinnen, die regelmäßig am deutschen Screeningprogramm teilnehmen bei ca. 2,4%.[2] Im Falle eines auffälligen Befundes in der Mammographie, steht zumeist eine ergänzende Sonographie sowie eine Vakuum- oder eine Stanzbiopsie des Befundes an nächster Stelle, um den Befund histologisch abklären zulassen.
Es wird angenommen, dass 5% der später diagnostizierten Karzinome im Rahmen eines vorherigen Mammographiescreenings als falsch-negativ befundet wurden.[3] Durch eine hohe Dichte der Mamma können Karzinome verschleiert und somit nicht in der Mammographie erkannt werden. Weitere Gründe für falsch-negative Befunde sind Karzinome, die eine ähnliche Dichte wie das gesunde Drüsengewebe aufweisen oder mangelnde Erfahrung bzw. eine schlechte Befundung seitens des Untersuchers.
Zur Qualitätssicherung sollten speziell ausgebildete Radiologen sowie spezialisierte Pathologen für die Krebsvorsorge zuständig sein. Ärzte, welche die strengen Kriterien der EuRef-Norm für Mammographieuntersuchungen erfüllen, bekommen dafür ein Zertifikat verliehen, das jährlich erneuert werden muss.
Befundung
Die Befundung bei der Bildgebung der Brust (Mammographie, Mammasonographie, Mamma-MRT) erfolgt auf der Basis des Breast Imaging-Reporting and Data System (BI-RADS). Mit dieser Klassifikation kann der Befund 6 verschiedenen Kategorien zugeordnet werden.
Risiken
Die Strahlenexposition durch die ionisierende Strahlung ist ein nennenswertes Risiko der Mammographie, vor allem, wenn sie wiederholt durchgeführt wird. Jedoch ist das theoretische Risiko für strahleninduzierte Karzinome sehr gering. Es ist für jüngere Frauen höher als für ältere Frauen.
Psychische Aspekte
Die Mammographie ist für viele Frauen eine psychische Belastung, da sie mit einer latenten Krebsangst einhergeht. Deshalb ist vor der Untersuchung ein am Patienten orientiertes Aufklärungsgespräch notwendig. Weitere diagnostische Abklärungen sollten sich zeitnah (möglichst innerhalb einer Woche) anzuschließen, um den Zeitraum der Unsicherheit über die Dignität des Befundes möglichst kurz zu halten.
Literatur
- Jørgensen, Gøtzsche: Overdiagnosis in publicly organised mammography screening programmes: systematic review of incidence trends. In: BMJ 339, 2009, b2587
- K. Kerlikowske: Breast cancer screening. In: Women and Health M. B. Goldmann, M. C. Hatch (Hrsg.), New York: Academic Press, 2000, S. 895–906.
- E. A. Nekolla u. a.: Einführung eines Mammographiescreeningprogramms in Deutschland. Erwägungen zu Nutzen und Risiko. In: Radiologe 45, 2005, S. 245–254
Quellen
- ↑ Turnbull LW et al.: Comparative effectiveness of MRI in breast cancer (COMICE) trial: a randomised controlled trial. Lancet 375:563-571. DOI:10.1016/S0140- 6736(09)62070-5
- ↑ Kääb-Sanyal, V et al.: Mammografie-Screening-Programm: Hohe Prozessqualität. Dtsch Arztebl 2017; 114(14): A-680 / B-590 / C-576
- ↑ Heywang-Koebrunner S et al. (2013) Mammography Screening – as of 2013. Geburtshilfe Frauenheilkd 73:1007–1016. DOI: 10.1055/s-0033-1350880
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