Stockholm-Syndrom
Definition
Das Stockholm-Syndrom beschreibt einen psychologischen Effekt, in dessen Rahmen Opfer von z.B. Geiselnahmen positive emotionale Gefühle zu ihren Entführern aufbauen. Das Spektrum kann von einfacher Sympathie bis hin zur Kooperation und im Extremfall zur Empfindung von Liebe für den Täter reichen.
Namensgebung
Der Begriff entstammt einer Geiselnahme, die sich im August 1973 in der schwedischen Hauptstadt Stockholm abspielte. Damals kam es zu einem Überfall auf eine Bank, bei dem vier der Angestellten als Geiseln genommen wurden. In den kommenden fünf Tagen fiel – nicht zuletzt durch mediale Beleuchtung – auf, dass die Geiseln offenbar mehr Angst vor der Polizei als vor den Geiselnehmern hatten. Nach Ende der Geiselnahme empfanden die Opfer weiterhin keinen Hass oder Rachegedanken gegenüber den Tätern – im Gegenteil: Sie empfanden eine große Dankbarkeit dafür, von den Kriminellen freigelassen worden zu sein. Die Sympathie ging so weit, dass sich die Bankangestellten für eine milde Strafe einsetzten und die Täter im Gefängnis besuchten.
Ursachen
- Wahrnehmungsverzerrung in Folge der Einsamkeit einer Geiselnahme
- Geiseln sehen sich nur als zufälligen Teil der Situation
- Zurückhaltung der Polizei bewirkt bei Geiseln das Gefühl des Alleingelassenwerdens
- übersteigerte Wahrnehmung vom Agieren der Täter; bereits kleinste Zugeständnisse werden als Akt großer Gnade empfunden
- häufig verhalten sich die Täter den Geiseln gegenüber relativ wohlwollend, da sie eine Art Schutz für diese darstellen
- Identifizierung mit den Zielen der Täter als Selbstschutz bzw. Kompensation des maximal eingetretenen Verlustes der Selbstständigkeit und Kontrolle, die eine Geiselnahme mit sich bringt
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