Psychiatrie-Enquête

Motivation für die Untersuchung war eine Vielzahl von Problemen in der psychiatrischen Versorgung, darunter Überfüllung, Personalmangel, unzureichende Therapiemöglichkeiten und Missachtung von Menschenrechten. Insbesondere machten Berichte über Missbrauch, Vernachlässigung, unwürdige Behandlung sowie die unaufgearbeitete NS-Zeit in psychiatrischen Anstalten auf die Notwendigkeit einer Reform aufmerksam.

Die Kommission setzte sich aus Politikern, Fachleuten aus dem Gesundheitswesen sowie Vertretern von Patienten- und Bürgerrechtsorganisationen zusammen. Gemeinsam führten sie umfangreiche Untersuchungen durch, die auf Interviews, Besuchen in psychiatrischen Einrichtungen, Auswertung von Daten und Fachliteratur basierten.

Die späte Einsetzung der Psychiatriereform in Deutschland wird u.a. darauf zurückgeführt, dass infolge der NS-Verbrechen an Menschen mit psychischen Erkrankungen eine Zurückhaltung gegenüber psychiatrischen Initiativen herrschte.^[1] Die Psychiatrie-Enquête wurde von einer intensiven öffentlichen Auseinandersetzung begleitet, die eine Aufarbeitung der Rolle der Psychiatrie während der NS-Zeit forderte.

Der 430 Seiten lange Abschlussbericht der Psychiatrie-Enquête lieferte detaillierte Einblicke in die bestehenden Probleme der psychiatrischen Versorgung und formulierte konkrete Reformierungsempfehlungen.

Der Bericht beeinflusste maßgeblich die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland und führte zu weitreichenden Reformen. Dazu gehören die Förderung von dezentralen Behandlungsansätzen, die Stärkung von Patientenrechten, die Integration psychisch kranker Menschen in die Gesellschaft und die Verbesserung der Qualität der psychiatrischen Versorgung insgesamt.

• Ärzteblatt.de – Psychiatrie-Reform: Auf halbem Weg stecken geblieben, 2001, abgerufen am 19.02.2024