Proxemik
von lateinisch: proximare - sich nähern
Definition
Proxemik ist ein Forschungsbereich der Kommunikationswissenschaft und Anthropologie, der sich mit der Nutzung und Wirkung von Raum und Distanz in zwischenmenschlichen Interaktionen beschäftigt. Die Proxemik untersucht, wie Menschen ihren persönlichen Raum unbewusst regulieren und wie sich dieser je nach Kultur, Beziehung und Situation unterscheidet.
Geschichte
Der Begriff wurde in den 1960er Jahren vom amerikanischen Anthropologen Edward T. Hall (1914 - 2009) geprägt.
Distanzzonen
Die Proxemik nach Hall unterscheidet 4 verschiedene interpersonale Distanzzonen:
- 0 bis 45 cm: Intime Distanz, wird für sehr persönliche Beziehungen genutzt, z.B. zwischen Partnern oder engen Familienmitgliedern
- 45 bis 120 cm: Persönliche Distanz, typisch für Gespräche mit Freunden oder vertrauten Personen
- 1,2 bis 3,6 m: Soziale Distanz, wird in formellen Interaktionen wie im Büro oder mit weniger bekannten Personen genutzt
- > 3,6 m: Öffentliche Distanz, geeignet für Vorträge, Präsentationen oder öffentliche Reden
Die 4 Distanzzonen lassen sich zudem jeweils in eine weite und eine nahe Phase unterteilen.
Hintergrund
Die Proxemik wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, beispielsweise:
- Persönlichkeit: Extrovertierte Menschen tolerieren oft geringere Distanzen als Introvertierte.
- Kulturelle Unterschiede: Im Süden Europas ist oft ein geringerer Abstand akzeptabel als im Norden Europas.
- Soziale Situation: Der Abstand kann sich je nach Kontext ändern, z.B. bei einer geschäftlichen Besprechung oder einem entspannten Treffen.
Quellen
- Wikipedia – Proxemik abgerufen am 19.02.2025
- Wikipedia – Edward T. Hall abgerufen am 19.02.2025
- Spektrum – Proxemik, abgerufen am 19.02.2025