Gynäkologische Untersuchungen beim Schwein
Die gynäkologische Untersuchung beim Schwein kann routinemäßig oder durch eine vorgegebene feste Indikation durchgeführt werden.
Indikationen
- Pubertätskontrolle bei Jungsauen: Geschlechts-/Zuchreife
- Zuchttauglichkeitsuntersuchung: Einstufung
- Brunstkontrolle: Besamungs-Deckzeitpunkt, Umraucherkontrolle
- Trächtigkeitsuntersuchung: transkutaner B-Mode Ultraschall, A—Mode später aber ungenauer
- Puerperalkontrolle: Grunduntersuchung in den ersten 6-8-Wochennach der Geburt
- Fertilitätsstörungen
Vorgehensweise
1. Anamnese: Erhebung der medizinischen Vorgeschichte
- Grund der Untersuchung: Warum?
- Haltungsform: Einzel oder Bestand? Problemsbezug?
- Daten des Tieres: Alter, Kennzeichnung, Nutzung, Haltung, Fütterung, Reproduktionsvorgeschichte
- Daten der Störung: Was, seit wann, wie? Vorbehandlung?
- Daten der Herdenleistung/Produktionsdaten: Gesamtsituation soll beurteilt werden.
2. Beurteilung des Allgemeinbefindens
- Allgemeinverhalten
- Körpertemperatur:38-39 Grad
- Optik
- Schleimhäute
3. Gynäkologische Untersuchung
3.1 Äußere gynäkologische Untersuchung
- Vorbereitung: Fixation des Tieres in Kastenstand, Abferkelbucht, Fressstand, Beruhigung durch Futterangebot
- Organuntersuchung:
Vulva = Größe, Stellung, Schluss, Abgänge
- Schamschluss ( physiologisch geschlossene, symmetrische Labien)
- Farbe der Labien: blass bis hellrosa
- Fältung der Haut/Ödematisierungszustand: gefältet
- Sekretausfluss: normal keiner, eventuell im Puerperium oder dickrahmig in der Brunst (Schleim, Eiter, Blut; Konsistenz (serös, mukös); Geruch, Beimengungen, Menge(gering, mittel oder hochgradig)
- Farbe und Feuchtigkeit der Vestibularschleimhaut: blass bis hellrosa, mäßig feucht
- Veränderungen der Vestibularschleimhaut, z.B Verletzungen, Verfärbungen, Auflagerungen (physiologisch keine) CAVE in der BRUNST: Schwellung, Rötung, Sekretfluss durch Östrogenkonzentrations-anstieg, damit auch Ödematisierung, Hyperämie, Sekretion
Problematiken:
Eiterausfluss Vuvlvaödem Prolaps Labienverletzung
Ursachen
Physiologisch: Harnabsatz, Geburtsvorgänge, Puerperium, Spermienrückfluss nach Besamung Pathologisch: Erkrankungen der Vagina, Uterus, Harnblase
Gesäuge
- Funktionszustand: juvenil, laktierend, nicht laktierend
- Anzahl der Gesäugekomplex: Soll von 7 Zitzenpaaren
- Ausbildung des Gesäugekomplexe
- Umfangsvermehrungen
- Ausbildung der Zitzen
- Haut: Farbe, Temperatur, Abziehbarkeit, Verletzungen, Konsistenz (knotig, gleichmäßig), Gewinnung von Milch und makroskopische Beurteilung
Problematiken: Eiterausfluss: Mastitis Hautverletzungen Aktinomykose
3.2 Innere gynäkologische Untersuchung
- Vorbereitung: Fixation des Tieres in Kastenstand, Abferkelbucht, Fressstand, Beruhigung durch Futterangebot
- Organuntersuchung:
Vagina und Vestibulum = Größe, Stellung, Schluss, Abgänge
- Indikation: Verdacht auf pathologische Veränderungen, Abweichungen
- Methode: Vaginoskopie
- Material: Röhrenspektrum, Lichtquelle (stabförmige Taschenlampe), Gleitgel, Papier, Desinfektionsmittel
- Durchführung: Reinigung, Desinfektion der Vulva, Gleitgel auf Spekulum, Spreizen der Schlamlippen, Einführen des Spekulum unter leichten drehenden Bewegungen
- Befunderhebung: Passierbarkeit, Verletzungen, Schleimhautfarbe, Feuchtigkeitsgrad, Auflagerung, Sekret, Öffnungszustan der Cervix
Uterus und Ovarien = Größe, Stellung, Schluss, Abgänge
- Indikation: Verdacht auf pathologische Veränderungen, Abweichungen
- Methode: transkunane Ultrasonograpgie (B-Mode), transrektal Ultrasonographie
- Material: Tragbares 5MHz-Schallkopf, Kontaktgel
- Durchführung: Schallkopf unterhalb der Kniefalte, oberhalb der kaudalen Mammarkomplexe fest andrücken, zunächst rechts scannen (links Kolonkegel), Schallkopf: Dorso-medio-kraniale Richtung, durch Veränderung der Schallkopfposition systematischen Scannen des kaudalen Bauchraumes
- Befunderhebung: Füllung: phys. nur bei T, P, Ö, nach Bedeckung/Besamung, Echogenität des Uterusgewebes: phys. heterogen in Proöstrus und Östrus + Metöstrus (Heterogenität = Östrogenwirkung = Ödematisierung, Sekretion), Homogen im Diöstrus, Übereinstimmung von Uterus- und Ovarbefund, Größe
Ovarien
- Typ/Art
- Form
- Größe
- Anzahl
- Echogenität
4. Probenentnahme
- Aus dem Genitaltrakt: Einführen eines Spekulums, Gleitgel, Sichtkontrolle, Verwendung eines gedeckten Tupfersystems, um Kontaminationen zu vermeiden, z.B Equivet
- Milchprobenentnahme: Zitzenstimulation, Melken
- Zitzenprobe
5. Erweiterte zuchthygienische Untersuchung
Analyse der Haltung, Fütterung, Wasserversorgung, postmortale Untersuchung
Ernährungszustand und Futteranalyse:
- Konditionsbeurteilung der Sauen
- bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung
- Nachrechnen der Ration
- Stallbelegung (Tränke, Fütterungssystem)
- Entnahme der Futterproben(Zusammesetzung, Toxine,…)