Sensitivität
Englisch: sensitivity
Definition
Die Sensitivität eines diagnostischen Testverfahrens gibt an, bei welchem Prozentsatz erkrankter Patienten die jeweilige Krankheit durch die Anwendung des Tests tatsächlich erkannt wird, d.h. ein positives Testresultat auftritt. Sie wird definiert als der Quotient aus richtig positiven Testergebnissen und der Summe aus richtig positiven und falsch negativen Testergebnissen.
Hintergrund
Je höher die Sensitivität eines Tests ist, desto sicherer erfasst er die Erkrankung. Ein negatives Resultat bei einem Test von hoher Sensitivität kann die gesuchte Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Andererseits gibt es auch Konstellationen, in denen ein negatives Testresultat auch bei geringerer Sensitivität eine Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen lässt. Dies hängt im Wesentlichen von der Vortestwahrscheinlichkeit oder Prävalenz (PRE) ab.
Ein Beispiel: Die Sensitivität betrage 0,6 und die Spezifität 0,725. Die Vortestwahrscheinlichkeit sei 0,2. In diesem Fall ergibt sich für den negativen prädiktiven Wert (NPV): 0,879.
Der negative prädiktive Wert ist das direkte Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der ein negatives Testergebnis eine Erkrankung ausschließt.
siehe auch: Spezifität | Vierfeldertafel | Receiver Operating Characteristic
Berechnung
Die Berechnung erfolgt nach (SEN = Sensitivität):
- SEN = richtig als krank Erkannte / alle Kranke
bei bekanntem PRE, PPV und NPV
- SEN = PPV x (1 - PRE - NPV) / (PRE x (1 - PPV - NPV))
Einstellen der Sensitivität
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Test ein positives Ergebnis erbringt – im Falle einer vorliegenden Krankheit wie auch im gegenteiligen Fall –, lässt sich oft beeinflussen. Selbst wenn das Testergebnis ein qualitativ feststellbares Ereignis beinhaltet (z.B. Farbumschlag), beruht dies häufig auf quantitativen Veränderungen, so dass der Punkt des Umschlages prinzipiell verschiebbar ist.
So lässt sich ein Test entweder auf eine höhere Sensitivität oder eine höhere Spezifität einstellen. Die Einstellung auf eine höhere Sensitivität ergibt einerseits Sinn, weil grundsätzlich die Aussicht, eine Krankheit auszuschließen, dadurch verbessert wird. Andererseits aber kann die Anwendung eines solchen Tests den Patienten belasten, wenn die damit verbundene Prognose das Vorliegen einer schweren oder gar todbringenden Krankheit beinhaltet.
In diesem Falle ist der Mediziner nicht nur mit seinem klinischen, biochemischen und statistischen Wissen gefordert, sondern muss eine ethische Entscheidung treffen. Entweder er wendet den Test nur sehr selektiv an oder verwendet einen Test mit geringerer Sensitivität oder er relativiert dem Patienten gegenüber die Aussagekraft des Tests.