Papillarmuskel
Synonym: Musculus papillaris
Englisch: papillary muscle
Definition
Papillarmuskeln sind konische Vorstülpungen der Herzmuskulatur in die Herzventrikel, die über Sehnenfäden (Chordae tendineae) mit den Segelklappen verbunden sind.
Einteilung
Man unterscheidet zwischen:
- obligaten Papillarmuskeln: Der Muskel versorgt mit seinen Chordae tendineae zwei benachbarte Segel (Regelfall).
- fakultativen Papillarmuskeln: Der Muskel ist nur mit einem Segel verbunden.
Anatomie
Im rechten Ventrikel kommen drei Papillarmuskeln vor, die zu den Segeln der Trikuspidalklappe ziehen:
- Musculus papillaris anterior ventriculi dextri (APM): verbunden mit vorderem und hinterem Segel, Ursprung an der Trabecula septomarginalis
- Musculus papillaris posterior ventriculi dextri (PPM): verbunden mit hinterem und septalem Segel
- Musculus papillaris septalis (SPM): verbunden mit vorderem und septalem Segel
Der linke Ventrikel besitzt nur zwei Papillarmuskeln für die Mitralklappe:
- Musculus papillaris anterior ventriculi sinistri (APM), hat einen Muskelbauch
- Musculus papillaris posterior ventriculi sinistri (PPM), hat zwei Muskelbäuche bzw. -köpfe
Arterielle Versorgung
Die Papillarmuskeln des linken Ventrikels werden durch transmurale Äste aus beiden Koronararterien versorgt:
- Musculus papillaris anterior ventriculi sinistri: Äste des Ramus interventricularis anterior (RIVA) oder des Ramus circumflexus (RCX) aus der Arteria coronaria sinistra
- Musculus papillaris posterior ventriculi sinistri: Äste des Ramus interventricularis posterior (RIVP) aus der Arteria coronaria dextra
Die Gefäßversorgung ist allerdings interindividuell unterschiedlich und vom jeweiligen Versorgungstyp abhängig.
Funktion
Die Kontraktion der Papillarmuskeln findet zu Beginn einer Kammersystole statt. Sie verspannen so gemeinsam mit den Sehnenfäden die Segelklappen und verhindern deren Umschlagen in die Herzvorhöfe während der Systole.
Klinik
Bei einem Myokardinfarkt kann es - vor allem im linken Ventrikel - durch Untergang von Herzmuskelgewebe zu einem Papillarmuskelabriss kommen. Am häufigsten ist der Musculus papillaris posterior ventriculi sinistri betroffen. Sein Abriss kann zu einem Mitralklappenprolaps bis hin zu akuter Mitralklappeninsuffizienz und kardiogenem Schock führen. Sind die Papillarmuskeln im rechten Ventrikel betroffen, kommt es analog zur Trikuspidalinsuffizienz.