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Auf der Basis der Entstehung eines zu schnellen Herzrhythmus unterscheidet man verschiedene Formen der Tachykardie: | Auf der Basis der Entstehung eines zu schnellen Herzrhythmus unterscheidet man verschiedene Formen der Tachykardie: | ||
− | + | * [[Supraventrikuläre Tachykardie]]: Entstehung des Herzrhythmus im Bereich von Sinusknoten, [[Herzatrium|Herzatrien]], [[AV-Knoten]] oder [[His-Bündel]]n | |
− | + | * [[Ventrikuläre Tachykardie]]: Entstehung der Tachykardie im Bereich der [[Tawara-Schenkel]], den [[Purkinje-Faser]]n oder im [[Myokard]] der [[Herzventrikel]] | |
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− | + | Die Lokalisation des Ortes der Reizbildung hilft bei der Unterscheidung zwischen [[orthotop]]er Tachykardie ([[Sinustachykardie]]) und [[heterotop]]er Tachykardie. | |
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von griechisch: tachys - schnell
Synonyme: Herzjagen, Herzrasen
Englisch: tachycardia
Die Tachykardie ist eine Überschreitung der altersüblichen physiologischen Herzfrequenz (HF) z.B. über 100 Schlägen pro Minute bei einem Erwachsenen.
Der Grenzwert von 100/min sollte flexibel beurteilt werden, da z.B. bei Säuglingen oder Kindern andere Höchstwerte gelten.
Die Ursachen von Tachykardien können verschieden sein, die genaue Entstehung der unterschiedlichen Formen ist bis heute nicht vollständig verstanden. Die gängige Literatur gibt verschiedene Mechanismen für Tachykardien an:
Neben diesen endogenen Mechanismen für Tachykardien gibt es eine große Anzahl exogener Ursachen. Hierzu zählen Genuss- (Koffein) und Suchtmittel (Nikotin, illegale Drogen wie Amphetamine oder Kokain), frequenzsteigernde Medikamente (z.B. Sympathomimetika, Theophyllin, Nitrate, Kalziumantagonisten) und Lebensmittelinhaltsstoffe. Beispielsweise können die in der Muskatnuss enthaltenen ätherischen Öle Myristicin und Elemicin nach übermäßigem Verzehr zu Tachykardie und Blutdruckschwankungen führen.
Auf der Basis der Entstehung eines zu schnellen Herzrhythmus unterscheidet man verschiedene Formen der Tachykardie:
Die Lokalisation des Ortes der Reizbildung hilft bei der Unterscheidung zwischen orthotoper Tachykardie (Sinustachykardie) und heterotoper Tachykardie.
Anfallsweise Tachykardien ventrikulären oder supraventrikulären Ursprungs werden unter dem Begriff der paroxysmalen Tachykardie zusammengefasst.
Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie | Kammertachykardie (KT) | |
---|---|---|
Symptome | Palpitationen Diaphorese |
Palpitationen Diaphorese |
Strukturelle Herzerkrankung | selten | häufig |
Hereditäre Ursachen | kaum | gelegentlich |
Adenosin und vagale Stimulation | beendet häufig (oder demaskiert Vorhofarrhythmie) | beendet selten |
QRS-Vektor | ähnliche Achse wie Sinusrhythmus | andere Achse als Sinusrhythmus |
Q-Zacken während Tachykardie | selten | häufig bei KHK und Infarkt |
QRS-Breite | schmal wie Sinusrhythmus selten Aberration |
meist > 140 ms selten schmaler |
Fusionsschläge | nie | wenn vorhanden, beweisend |
AV-Synchronie | fast immer | fakultativ |
Quelle: W. Siegenthaler, Siegenthalers Differenzialdiagnose (S. 731, Georg Thieme Verlag, ISBN 3-13-344819-6)
Tags: Herz, Herzfrequenz, Puls
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 26. Januar 2018 um 01:30 Uhr bearbeitet.
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