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Synonym: Periarthritis et Osteoarthritis tarsi
Englisch: bone spavin, distal tarsal joint synovitis and osteoarthritis
Als Spat oder Periarthritis et Osteoarthritis tarsi bezeichnet man arthrotische Veränderungen dorsomedial an den straffen Gelenken des Tarsus beim Pferd.
Spat zählt zu den häufigsten Lahmheitsursachen und ist die häufigste Erkrankung des Tarsus. Die Lahmheit tritt häufig bilateral auf und betrifft Pferde jeden Alters.
Aufgrund der Häufung in Abstammungslinien wird eine erbliche Komponente bei der Krankheitsentstehung vermutet.
Das Tarsalgelenk ist ein komplexes und zusammengesetztes Gelenk (Articulatio composita). Am Gelenk sind einerseits die Tibia, andererseits der Talus, die Ossa tarsi sowie die Ossa metatarsalia beteiligt.
Am Tarsus können insgesamt vier Gelenketagen abgegrenzt werden:
Die Articulatio tarsocruralis sowie das proximale Intertarsalgelenk kommunizieren über eine gemeinsame Gelenkkapsel miteinander, gelegentlich auch das distale Intertarsalgelenk mit den Articulationes tarsometatarseae. Die Articulatio tarsocruralis besitzt vier Aussackungen (dorsomedial, dorsolateral, plantaromedial und plantarolateral, die zur Punktion herangezogen werden können. Die Tarsalbeugesehnenscheide (beinhaltet die Sehnen des Musculus flexor digitalis lateralis und Musculus tibialis caudalis) hingegen befindet sich medial und reicht etwa 5 bis 8 cm proximal über den Malleolus medialis hinaus. Nach distal erstreckt sich die Sehnenscheide bis etwa zum ersten Drittel des Röhrbeins (ca. 20 bis 30 cm lang) und tritt bei vermehrter Füllung als sogenannte Kurbengalle in Erscheinung.
Spat ist eine multifaktorielle Erkrankung, die vorrangig durch zwei ineinander greifende Komponenten ausgelöst wird:
Komponente | Ursachen |
---|---|
indirekte Ursachen: |
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direkte Ursachen: |
|
Abhängig von den einwirkenden Faktoren kommt es anfangs zu einer Aufweichung der Tarsalknochen mit fleckigen und flächenförmigen Einblutungen (Osteoporose). Im weiteren Krankheitsverlauf bildet sich in den weichen Entzündungsherden festes, neugebildetes Knochengewebe (Osteosklerose).
Parallel dazu baut sich der Knorpel um, sodass es zu Fibrillierung sowie Chondrozytenansammlungen in Form von Clustern und letztendlich auch zum Substanzverlust der Gelenkoberfläche kommt. In dieser Phase erscheint der Knorpel makroskopisch matt, glanzlos, blau-rot verfärbt und zerfranst. Später bilden sich tiefe Klüfte und die Knorpeldicke nimmt stetig ab, sodass sich das darunter liegende Knochengewebe aufgrund der veränderten Druckverhältnisse verdichtet (Arthrose).
Im Laufe der Zeit kommt es zu Verwachsungen und indirekten Verschmelzungen benachbarter Tarsalknochen. Die Veränderungen beschränken sich zunächst nur auf den Bereich rund um das Os tarsi centrale, das Os tarsale secundum sowie tertium. Später breitet sich die Verknöcherung auch auf das Röhrbein (Os metatarsale tertium), das mediale Griffelbein (Os metatarsale secundum) und die anderen Tarsalknochen aus.
Anfangs zeigen betroffene Pferde Schmerzen, die v.a. bei Streckung des Tarsalgelenks unter Belastung entstehen. Durch die Einschränkungen ist eine typische Lahmheit (Spatlahmheit oder Spatgangart) ausgebildet. Die Lahmheit tritt hauptsächlich beim Übergang von einer ruhigen Gangart (Schritt) in eine forciertere Bewegungsphase (z.B. Trab) auf. Auf den ersten Laufmetern kann dann eine gering- bis mittelgradig gemischte Lahmheit (Stüz- sowie Hangbeinlahmheit) mit überwiegender Stützbeinkomponente beobachtet werden. In fortgeschrittenem Erkrankungsstadium belasten die Tiere die erkrankte Gliedmaße anfangs gar nicht. Erst einige Schritte später bessert sich die Lahmheit allmählich, wobei sie auch gänzlich verschwinden kann. Sind hingegen beide Hintergliedmaßen betroffen, eignen sich die Pferde einen unsauberen Trab an, um die schmerzhaften Prozesse zu kompensieren.
Im Laufe der Erkrankung können durch die Ausildung von Exostosen mehr oder weniger große, schmerzlose und harte Verdickungen sowie Auftreibungen im unteren Drittel der Medialfläche des Tarsalgelenks sicht- und tastbar werden (Spatexostosen). Die knöchernen Zubildungen treten zumeist am Os tarsi centrale, Os tarsale secundum und terium sowie unter Umständen auch am Röhrbein sowie medialen Griffelbeinköpfchen auf.
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus den typischen Symptomen (schleichender Krankheitsbeginn, Besserung der Lahmheit in Bewegung aber Verschlechterung bei mehrtägiger schwerer Arbeit, Verdickungen bzw. Auftreibungen im Tarsalbereich, gemischte Lahmheit mit überwiegender Stützbeinkomponente und verkürzter Vorführphase des betroffenen Beines).
Anschließend ist eine gründliche orthopädische Untersuchung durchzuführen. Hierbei sind v.a. eine positive Provokationsprobe (Sprung-Knie-Hüftgelenk-Beugeprobe) sowie positive Leitungs- sowie Synovialanästhesien (Tib-Fib-Anästhesie sowie Anästhesie des Tarsometatarsalgelenk) beweisend. Zusätzlich sind Röntgenbilder in dorsoplantarer, lateromedialer und schräger Projektion notwendig (Unterscheidung zwischen proliferativer vs. osteolytischer Spat).
Grundsätzlich ist zwischen einer konservativen und einer chirurgischen Therapie zu entscheiden.
Bei gering- bis mittelgradigen Symptomen sowie röntgenologischen Veränderungen sollte stets eine konservative Behandlung versucht werden. Diese besteht einerseits aus einem gezielten Bewegungsprogramm, andererseits aus einem orthopädischen Hufbeschlag. Zusätzlich können in der akuten Phase systemisch NSAIDs (z.B. Phenylbutazon 2,2 mg/kgKG BID p.o.) verabreicht werden. Alternativ sind auch Chondroprotektiva (z.B. Hyaluronsäure oder PSGAG) sowie Antiphlogistika (z.B. Triamcinolon) intraartikulär zu applizieren.
Bei unbefriedigendem Therapieerfolg sowie schweren Krankheitsverläufen ist eine Ankylose der straffen Gelenke des Tarsus anzustreben. Die Versteifung kann entweder mit medizinischem Alkohol (mehrmalige Injektion von 70%igem Alkohol in die Gelenksetagen) oder auch operativ mithilfe von Platten- und Schraubenosteosynthese durchgeführt werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Die Prognose ist in Bezug auf Restitutio ad integrum schlecht. Die Therapie zielt daher nur auf Restitutio ad functionem ab.
Tags: Hintergliedmaße, Lahmheit, Pferd, Tarsalgelenk, Tarsalknochen
Fachgebiete: Orthopädie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 8. Januar 2021 um 12:37 Uhr bearbeitet.
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