Handelsname: Rilutek®
Englisch: riluzole
Riluzol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzothiazole. Durch seine antiglutamaterge Wirkung spielt er eine entscheidende Rolle in der Therapie der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
Riluzol stellt in Deutschland aktuell das einzig zugelassene Medikament in der Behandlung der ALS dar. In randomierten placebokontrollierten Studien konnte die klinische Wirksamkeit festgestellt werden. Durch die Therapie wird einerseits die Zeit bis zu einer nötigen Tracheotomie und mechanischen Beatmung hinausgezögert. Riluzol verlängert darüber hinaus das mediane Überleben bei ALS- Patienten um ca. zwei bis drei Monate.
Bei Riluzol handelt es sich um ein Benzothiazol, das als wasserunlösliches weiß-gelbliches Pulver vorliegt. Die Summenformel lautet: C8H5F3N2OS. Die molare Masse beträgt 234,2 g/mol.
Es wird angenommen, dass der exzitatorische Neurotransmitter Glutamat eine wichtige Rolle in der Pathogenese der ALS, v.a. im Prozess des Zelluntergangs, spielt. Der genaue Wirkmechanismus von Riluzol ist noch unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass Riluzol als Glutamat Antagonist agiert, indem er durch Hemmung präsynaptischer spannungsgesteuerter Natriumkanäle, den Calciuminflux und somit die Glutamatfreisetzung hemmt.
Nach oraler Gabe wird die maximale Plasmakonzentration von Riluzol innerhalb 60 - 90 Minuten erzielt. Der Steady State wird bei Gabe von 50 mg Riluzol 2x täglich nach weniger als 5 Tagen erreicht. Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit beträgt 42- 78 %.
Riluzol passiert die Blut-Hirn-Schranke. Im Körper liegt es zu 97% proteingebunden vor (v.a. an Serumalbumin und Lipoproteine).
Durch das Isoenzym Cytochrom P450 wird Riluzol zum aktiven Hauptmetaboliten N-Hydroxy-Riluzol metabolisiert, welcher anschließend glukuronidiert wird.
Die Ausscheidung erfolgt vor allem über den Urin. Es weist eine Eliminationshalbwertszeit von 9 - 15 Stunden auf.
Riluzol ist indiziert bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Darüber hinaus wird in der Literatur der mögliche Einsatz bei psychiatrischen Erkrankungen diskutiert.
Riluzol ist als kapselförmige, weiße Filmtablette mit 50 mg erhältlich. Der Arzneistoff wird oral eingenommen.
Die empfohlene Tagesdosis beträgt 100 mg. Die Gabe sollte täglich auf zwei Einzeldosen à 50 mg im Abstand von 12 Stunden und nüchtern erfolgen.
Eine weitere Dosissteigerung bringt keine wesentlichen Vorteile mit sich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Als häufigste Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der Einnahme von Riluzol treten Übelkeit, erhöhte ALT-Werte und Asthenie auf.
Weiterhin kann es zu Kopfschmerzen, Benommenheit, Schläfrigkeit, Tachykardien und gastrointestinalen Symptomen (Übelkeit, Diarrhö, Bauchschmerzen, Erbrechen) kommen.
Die Einnahme von Riluzol stellt weiterhin grundsätzlich einen Riskofaktor für das Auftreten einer Hepatitis und/oder Pankreatitis dar. Bei Auftreten von Fieber muss zudem eine mögliche Neutropenie ausgeschlossen werden. Es werden ebenfalls Fälle von interstitieller Lungenerkrankung berichtet, die sich mit trockenen Husten und /oder Dyspnoe manifestiert.
Aufgrund von fehlenden oder begrenzten Daten wird eine Anwendung bei eingeschränkter Nierenfunktion, sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht empfohlen.
Riluzol ist seit 1996 in Deutschland zugelassen. Initial entwickelt wurde das Medikament von dem Hersteller Sanofi‐Aventis. Aktuell wird es durch verschiedenste Hersteller vermarktet.
- EMA https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/rilutek-epar-product-information_de.pdf - Review: Riluzole and edaravone: A tale of two amyotrophic lateral sclerosis drugs, Jaiswal, 2018 [1] zuletzt abgerufen 24.9.2020
Tags: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose, Therapie
Fachgebiete: Neurologie, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 8. Oktober 2020 um 16:40 Uhr bearbeitet.
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