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Handelsname: Rilutek®
Englisch: riluzole
Riluzol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzothiazole. Durch seine antiglutamaterge Wirkung spielt er eine wichtige Rolle in der Therapie der amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
Bei Riluzol handelt es sich um ein Benzothiazol, das als wasserunlösliches weiß-gelbliches Pulver vorliegt. Die Summenformel lautet: C8H5F3N2OS. Die molare Masse beträgt 234,2 g/mol.
Es wird angenommen, dass der exzitatorische Neurotransmitter Glutamat eine wichtige Rolle in der Pathogenese der ALS spielt, insbesondere im Prozess der Apoptose der Nervenzellen. Der genaue Wirkmechanismus von Riluzol ist noch (2020) unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass Riluzol als Glutamatantagonist agiert, indem es durch Hemmung präsynaptischer spannungsgesteuerter Natriumkanäle den Calciumeinstrom und somit die Glutamatfreisetzung hemmt.
Nach oraler Gabe wird die maximale Plasmakonzentration von Riluzol innerhalb 60 - 90 Minuten erzielt. Der Steady State wird bei Gabe von 50 mg Riluzol zweitäglich nach weniger als 5 Tagen erreicht. Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit beträgt 42 - 78 %.
Riluzol passiert die Blut-Hirn-Schranke. Im Körper liegt es zu 97 % proteingebunden vor (v.a. an Serumalbumin und Lipoproteine). Durch das Isoenzym Cytochrom P450 wird Riluzol zum aktiven Hauptmetaboliten N-Hydroxy-Riluzol umgewandelt, der anschließend glukuronidiert wird.
Die Ausscheidung erfolgt vor allem über den Urin. Riluzol weist eine Eliminationshalbwertszeit von 9 bis 15 Stunden auf.
Riluzol ist indiziert bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Darüber hinaus wird in der Literatur der mögliche Einsatz bei psychiatrischen Erkrankungen diskutiert. Riluzol ist in Deutschland zur Zeit (2020) das einzig zugelassene Medikament zur Behandlung der ALS.
Riluzol ist als kapselförmige, weiße Filmtablette à 50 mg erhältlich. Der Arzneistoff wird oral eingenommen.
Die empfohlene Tagesdosis beträgt 100 mg - verteilt auf zwei Einzeldosen à 50 mg im Abstand von 12 Stunden. Die Einnahme sollte nüchtern erfolgen. Eine weitere Dosissteigerung bringt keine wesentlichen Vorteile mit sich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
In randomierten placebokontrollierten Studien konnte bei Bestehen bestimmter Risikofaktoren eine signifikante klinische Wirksamkeit festgestellt werden. Riluzol führt nicht zu einer Heilung der ALS. Durch die Therapie wird jedoch die Zeit bis zu einer nötigen Tracheotomie und mechanischen Beatmung hinausgezögert. Riluzol verlängert darüber hinaus das mediane Überleben bei ALS-Patienten um ca. zwei bis drei Monate. Die funktionellen Fähigkeiten von ALS-Patienten werden durch Riluzol nicht verbessert.[1]
Als häufigste Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der Einnahme von Riluzol treten Übelkeit, erhöhte Serumkonzentrationen der Alanin-Aminotransferase (ALT) und Asthenie auf. Weiterhin sind Kopfschmerzen, Benommenheit, Schläfrigkeit, Tachykardien und gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Diarrhö, Bauchschmerzen, Erbrechen) möglich.
Die Einnahme von Riluzol stellt weiterhin grundsätzlich einen Riskofaktor für das Auftreten einer Hepatitis und/oder Pankreatitis dar. Bei Auftreten von Fieber muss zudem eine mögliche Neutropenie ausgeschlossen werden.
Es werden ebenfalls Fälle von interstitiellen Lungenerkrankungen berichtet, die sich z.B. mit trockenen Husten oder Dyspnoe manifestieren.
Riluzol ist Kontraindiziert bei:
Aufgrund von fehlenden oder begrenzten Daten wird eine Anwendung bei eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht empfohlen.
Riluzol ist seit 1996 in Deutschland zugelassen. Initial entwickelt wurde das Medikament von dem Hersteller Sanofi‐Aventis. Aktuell wird es durch verschiedenste Hersteller vermarktet.
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Tags: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose, Therapie
Fachgebiete: Neurologie, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 8. Oktober 2020 um 16:40 Uhr bearbeitet.
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