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− | Der Rigor zählt zu den [[Hypokinese|hypokinetischen]] Bewegungsstörungen. Er ist Ausdruck einer Störung des [[extrapyramidales System|extrapyramidalen System]]s (EPMS), wie sie bei der Parkinson-Krankheit auftritt. Die genauen pathophysiologischen Vorgänge, die zu einem Rigor führen, sind weitgehend ungeklärt. | + | Der Rigor zählt zu den [[Hypokinese|hypokinetischen]] Bewegungsstörungen. Er ist Ausdruck einer Störung des [[extrapyramidales System|extrapyramidalen System]]s (EPMS), wie sie bei der Parkinson-Krankheit auftritt. Die genauen pathophysiologischen Vorgänge, die zu einem Rigor führen, sind bislang (2018) weitgehend ungeklärt. |
Eine mögliche Ursache des Rigors ist die erhöhte Erregbarkeit langer [[Reflexbahn]]en. Die schnelle Dehnung eines Muskels führt zu Reizantworten mit unterschiedlicher Latenzzeit. Die schnellste Antwort ist der [[monosynaptischer Dehnungsreflex|monosynaptische Dehnungsreflex]], der beim Schlag mit dem [[Reflexhammer]] auf eine Sehne ausgelöst wird. Reizantworten mit längerer Latenz beziehen kortikale Zentren ein und werden [[transkortikaler Reflex|transkortikale Reflexe]] oder Long-Loop-Reflexe genannt. Es wird vermutet, das eine Hyperaktivität dieser transkortikalen Reflexe sich klinisch als Rigor bemerkbar macht.<ref name="rigor">Nazanin Baradaran, Sun Nee Tan, Aiping Liu, Ahmad Ashoori, Samantha J. Palmer, Z. Jane Wang, Meeko M.K. Oishi and Martin J. McKeown: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3672800/ Parkinson’s Disease Rigidity: Relation to Brain Connectivity and Motor Performance.] Front Neurol. 2013; 4: 67. | Eine mögliche Ursache des Rigors ist die erhöhte Erregbarkeit langer [[Reflexbahn]]en. Die schnelle Dehnung eines Muskels führt zu Reizantworten mit unterschiedlicher Latenzzeit. Die schnellste Antwort ist der [[monosynaptischer Dehnungsreflex|monosynaptische Dehnungsreflex]], der beim Schlag mit dem [[Reflexhammer]] auf eine Sehne ausgelöst wird. Reizantworten mit längerer Latenz beziehen kortikale Zentren ein und werden [[transkortikaler Reflex|transkortikale Reflexe]] oder Long-Loop-Reflexe genannt. Es wird vermutet, das eine Hyperaktivität dieser transkortikalen Reflexe sich klinisch als Rigor bemerkbar macht.<ref name="rigor">Nazanin Baradaran, Sun Nee Tan, Aiping Liu, Ahmad Ashoori, Samantha J. Palmer, Z. Jane Wang, Meeko M.K. Oishi and Martin J. McKeown: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3672800/ Parkinson’s Disease Rigidity: Relation to Brain Connectivity and Motor Performance.] Front Neurol. 2013; 4: 67. |
von lateinisch: rigor - Starre
Englisch: rigidity, lead-pipe rigidity
Als Rigor bezeichnet man eine gesteigerte Grundspannung der Skelettmuskulatur, die bei der passiven Bewegung einer Extremität als konstanter Widerstand wahrgenommen werden kann. Rigor ist ein Kardinalsymptom der Parkinson-Krankheit.
Der Rigor zählt zu den hypokinetischen Bewegungsstörungen. Er ist Ausdruck einer Störung des extrapyramidalen Systems (EPMS), wie sie bei der Parkinson-Krankheit auftritt. Die genauen pathophysiologischen Vorgänge, die zu einem Rigor führen, sind bislang (2018) weitgehend ungeklärt.
Eine mögliche Ursache des Rigors ist die erhöhte Erregbarkeit langer Reflexbahnen. Die schnelle Dehnung eines Muskels führt zu Reizantworten mit unterschiedlicher Latenzzeit. Die schnellste Antwort ist der monosynaptische Dehnungsreflex, der beim Schlag mit dem Reflexhammer auf eine Sehne ausgelöst wird. Reizantworten mit längerer Latenz beziehen kortikale Zentren ein und werden transkortikale Reflexe oder Long-Loop-Reflexe genannt. Es wird vermutet, das eine Hyperaktivität dieser transkortikalen Reflexe sich klinisch als Rigor bemerkbar macht.[1]
Da Willkürbewegungen der kontralateralen Körperseite (Froment-Manöver) einen Rigor verstärken oder aufdecken, wird vermutet, dass Rigor kein einfaches Phänomen ist, sondern durch das komplexe Zusammenwirken mehrerer Gehirnzentren entsteht.[1]
Der Rigor ist unabhängig von der Geschwindigkeit der passiven Bewegung und kann bereits bei sehr langsamer Bewegung in beide Richtungen ausgelöst werden. In Gegensatz dazu nimmt die Spastizität mit der Geschwindigkeit der Bewegung zu. Klinisch können beide Phänomene gleichzeitig auftreten.
Ein Rigor kommt frühzeitig im Schulter- und Nackenbereich vor. Wird beim liegenden Patienten der Kopf angehoben, lässt der Patient ihn nicht in das Kopfkissen fallen, sondern hält ihn in der Schwebe (Kopffalltest). Beim passiven Hin- und Herbewegen des Arms im Schultergelenk wird die Pendelbewegung vorzeitig abgebremst (Armpendeltest).
Eine Sonderform des Rigors ist das Zahnradphänomen, bei dem es im Verlauf der passiven Bewegung immer wieder zu einem kurzen, ruckartigen Nachgeben des Muskeltonus kommt. Dadurch verläuft die Bewegung abgehackt ("sakkadierend") wie beim Einrasten eines Zahnrads.
Tags: GK2, Gesundheitsstörung
Fachgebiete: Neurologie
Diese Seite wurde zuletzt am 12. Februar 2022 um 09:01 Uhr bearbeitet.
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