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Synonym: Pulsfühlstelle
Als Pulsprüfstelle bezeichnet man in der Veterinärmedizin topografische Positionen an arteriellen Gefäßen, die sich zur Pulskontrolle eignen.
Im Zuge eines klinischen Untersuchungsgangs wird die Qualität des Herzschlages anhand des tastbaren Pulses kontrolliert. Je nach Tierart kommen dabei unterschiedliche Gefäße in Frage. Es müssen jedoch auch Alter und Erkrankung in Betracht gezogen werden, um eine geeignete Arterie auszuwählen.
Eine Arterie, die sich zum Pulsfühlen eignet, liegt im Idealfall oberflächlich unter der Haut und über einer harten Unterlage. Um tastbar zu sein, muss sie ein gewisses Mindestkaliber aufweisen. Der Puls wird dadurch erfühlt, dass zwei Fingerbeeren (Zeige- und Mittelfinger) auf das Gefäß gelegt werden.
Anmerkung: Bei Heimtieren, Vögeln, Exoten und Neuweltkameliden ist das Pulsfühlen nicht oder nur sehr schwer möglich und wird deshalb nicht zu den Routineuntersuchungen gezählt.
Beim Pferd wird der Puls in der Regel an der Arteria facialis erfühlt. Hierbei sucht man jene Stelle auf, an der sie mit dem Speichelgang (Ductus parotideus) und der gleichnamigen Vene (Vena facialis um den Unterkiefer verläuft (Incisura vasorum facialium).
Geübte Untersucher können den Puls auch an der Arteria transversa faciei, der Arteria brachialis oder der Arteria caudalis ventrolateralis ertasten. Beim Fohlen kann das Pulsfühlen auch an der Arteria femoralis durchgeführt werden.
Cave: Der Puls ist an der Arteriae digitales mediales et laterales nur bei einer Entzündung der Huflederhaut fühlbar.
Die Pulskontrolle wird beim Rind mit beiden Händen gleichzeitig beidseits an der Arteria facialis durchgeführt. Außerdem kann der Puls auch an der Arteria saphena und der Arteria caudalis mediana in Höhe der ventralen Vulvakommissur (Commisura labiorum ventralis) ertastet werden.
Möchte man den Puls bei Kälbern und kleinen Wiederkäuern fühlen, sollte man die Arteria femoralis an der Innenseite des Oberschenkels im Schenkelkanal aufsuchen.
Bei Neuweltkameliden kann man oberflächlich keine Arterien ertasten, die leicht zugänglich und somit zur Beurteilung des Pulses geeignet sind. Einzige Ausnahme ist die Arteria saphena medialis. Aufgrund der Schwierigkeit wird in der Regel kein Puls gemessen, sondern direkt das Herz auskultiert.
An größeren oder erwachsenen Schweine wird der Puls an der Arteria auricularis nahe dem Ohrgrund ertastet. Dabei wird die Ohrmuschelspitze mit der Hand gehalten und die Arterie mit Zeige- und Mittelfinger palpiert. Außerdem kann der Puls an der Arteria sacralis mediana erfühlt werden.
Bei kleinen Schweinen (juvenil, Zwergrassen) sollte man als Pulsprüfstelle die Arteria femoralis an der Oberschenkelinnenseite wählen, da sie hier im Schenkelkanal gut tastbar ist.
Eine Pulskontrolle bei Hund und Katze wird über die Arteria femoralis an der Innenseite des Oberschenkels durchgeführt. Um dies zu ermöglichen, werden simultan beide Hände von außen kommend mit den Handballen auf den Oberschenkel aufgelegt und die Finger mit Ausnahme des Daumens um die vordere Kontur des Oberschenkels auf die mediale Seite umgeschlagen. Dabei wird die Arterie mit sanftem Druck gegen den Femurschaft mit den Fingerbeeren gedrückt. Nach dem Auffinden der Oberschenkelarterie wird simultan mit einer Hand der Puls und mit der anderen Hand durch flaches Auflagen auf den Thorax die Herzaktion überprüft.
Der periphere Puls ist bei Heimtieren (außer Frettchen) in der Regel nicht beurteilbar. Aus diesem Grund wird in den meisten Fällen das Herz auskultiert, wobei beim Frettchen der periphere Puls an der Arteria femoralis beurteilt werden kann.
Das Ertasten des Pulses bei Vögeln wird in manchen Lehrbüchern anhand der Flügelarterie empfohlen. Dennoch stellt das Pulsfühlen bei Geflügel keine routinemäßige Untersuchung dar. Einzige Ausnahme stellt der Verdacht auf eine Herzschwäche dar, wobei dieser Parameter beim Vogel sehr wenig sensitiv ist und deshalb selten zu Rate gezogen wird.
Bei Reptilien und Amphibien kann der Puls in der Regel nicht gefühlt werden. Besteht der Bedarf, den Puls zu erfassen, kann dies mittels Pulsoxymeter (per Ösophagealsonde) ermittelt werden. Bei Wasserschildkröten und Fröschen kann über eine Sonde an den Schwimmhäuten der Puls beurteilt werden, wobei hier nur die Frequenz und nicht die Qualität messbar ist.
Bei der Untersuchung des Pulses anhand der verschiedenen Arterien werden folgende Gesichtspunkte beurteilt:
Der physiologische Befund lautet wie folgt: "Frequenz/min, kräftig, regelmäßig und gleichgmäßig; die Arterie ist gut gefüllt und gut gespannt."
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Quelle: https://flexikon.doccheck.com/de/Pulspr%C3%BCfstelle_(Veterin%C3%A4rmedizin)
Fachgebiete: Physiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 18. April 2017 um 14:57 Uhr bearbeitet.
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