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Eine Studie der Universität Münster aus dem Jahr 2008 [http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-4440/diss_khodai.pdf] ergab, dass Metamizol unter anderem am [[NMDA-Rezeptor]] ansetzt, an dem auch [[Opiat]]e einen Teil ihrer Wirkung entfalten. Daraus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Wirkungssteigerung der Kombination von Metamizol mit [[Morphin]]. Die Resistenzentwicklung und der damit erhöhte Morphin-Bedarf könnte ggf. in der Langzeittherapie reduziert werden. | Eine Studie der Universität Münster aus dem Jahr 2008 [http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-4440/diss_khodai.pdf] ergab, dass Metamizol unter anderem am [[NMDA-Rezeptor]] ansetzt, an dem auch [[Opiat]]e einen Teil ihrer Wirkung entfalten. Daraus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Wirkungssteigerung der Kombination von Metamizol mit [[Morphin]]. Die Resistenzentwicklung und der damit erhöhte Morphin-Bedarf könnte ggf. in der Langzeittherapie reduziert werden. | ||
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==Anwendung== | ==Anwendung== |
Synonym: Novaminsulfon
Handelsnamen: Novalgin®
Englisch: metamizole
Metamizol ist ein zu den Pyrazolonen zählendes Analgetikum und Antipyretikum.
Der Wirkungsmechanismus von Metamizol ist nicht vollständig aufgeklärt. Neuste Studien weisen darauf hin, dass Metamizol als nicht-selektiver Cyclooxygenasehemmer wirkt, also COX-1 und COX-2 und damit die Prostaglandinsynthese hemmt. Daneben werden zentrale Effekte an Neuronen des Thalamus und Hypothalamus postuliert. Dadurch sollen Effekte auf die Schmerzverarbeitung und Thermoregulation vermittelt werden.
Eine Studie der Universität Münster aus dem Jahr 2008 [1] ergab, dass Metamizol unter anderem am NMDA-Rezeptor ansetzt, an dem auch Opiate einen Teil ihrer Wirkung entfalten. Daraus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Wirkungssteigerung der Kombination von Metamizol mit Morphin. Die Resistenzentwicklung und der damit erhöhte Morphin-Bedarf könnte ggf. in der Langzeittherapie reduziert werden.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2015 weißt dem Metamizol eine hemmende Wirkung auf TRPA1-Kanalproteine zu, die über eine Beteiligung am Kalziumstrom in Zellen des nozizeptiven Systems wesentlich bei der Schmerzweiterleitung mitwirken. [[2]]
Metamizol wirkt analgetisch, antipyretisch und spasmolytisch. Einsatzgebiete sind daher unter anderem:
Auf Intensivstationen wird Metamizol häufig als Standard-Schmerzmedikation eingesetzt.
Metamizol ist ein Prodrug, das in der Leber zum pharmakologisch wirksamen Hauptmetaboliten 4-N-Methylaminoantipyrin (MAA) hydrolysiert wird. Der Wirkungseintritt nach oraler Gabe setzt innerhalb einer Stunde ein und hält für etwa 6 Stunden an. Die Bioverfügbarkeit von Methylaminoantipyrin liegt nach oraler Gabe bei etwa 90 %. Die Plasmahalbwertzeit kann 1,8 bis 4,6 Stunden betragen. Die Ausscheidung erfolgt in erster Linie renal - bei akutem Nierenversagen oder schwerer Niereninsuffizienz ist deshalb eine Dosisanpassung notwendig.
Metamizol kann peroral in Form von Tabletten und Tropfen oder als Lösung intravenös, intramuskulär oder in Form von Suppositorien rektal verabreicht werden.
Die Einzeldosierung für Erwachsene liegt gewichtsadaptiert bei 500-1000 mg bzw. 20-40 Tropfen. Die Tageshöchstdosis liegt aktuell bei etwa 5g/d.
Metamizol kann wie alle Pyrazolone selten einen toxischen Effekt auf das Knochenmark haben. Daraus kann eine Leukopenie oder Agranulozytose resultieren. Bei Zeichen einer Agranulozytose oder beginnender Leukopenie sollte Metamizol daher sofort abgesetzt werden.
Selten kann es, vor allem unter zügiger intravenöser Gabe zu bedrohlichen Abfällen des Blutdruckes bis hin zum Schock kommen. Eine intravenöse Gabe sollte deswegen immer in Form einer Kurzinfusion (> 100 ml) erfolgen. Sehr selten kann es zu Hautreaktionen im Sinne eines Arzneimittelexanthems, Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom kommen. Bei vorliegender Hypovolämie ist eine Nephrotoxizität zu befürchten.
Aufgrund der Möglichkeit dieser schweren Nebenwirkungen ist Metamizol in vielen Ländern nicht zugelassen. In Deutschland wird Metamizol vor allem bei kolikbedingtem Schmerz eingesetzt. Als gängige Vorsichtsmaßnahmen gelten:
Tags: 3D-Molekül, Analgetikum, Leukopenie, Präanalytik
Fachgebiete: Arzneimittel, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 10. Juli 2020 um 14:57 Uhr bearbeitet.
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