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Blutende Geschwüre können meist durch eine [[chirurgisch]]e Intervention nicht verbessert werden. Ohne [[Bluttransfusion]] versterben die Tiere meist binnen kurzer Zeit. Perforierende Labmagengeschwüre sind nicht therapierbar. Die [[Prognose]] ist [[infaust]], sodass betroffene Tiere aus [[Tierschutz]]gründen [[Euthanasie (Veterinärmedizin)|euthanasiert]] werden müssen. | Blutende Geschwüre können meist durch eine [[chirurgisch]]e Intervention nicht verbessert werden. Ohne [[Bluttransfusion]] versterben die Tiere meist binnen kurzer Zeit. Perforierende Labmagengeschwüre sind nicht therapierbar. Die [[Prognose]] ist [[infaust]], sodass betroffene Tiere aus [[Tierschutz]]gründen [[Euthanasie (Veterinärmedizin)|euthanasiert]] werden müssen. |
Synonym: Labmagenulkus
Englisch: abomasal ulcer
Als Labmagengeschwüre bzw. Labmagenulzera bezeichnet man tief greifende Schleimhautdefekte im Labmagen (Abomasum) von Wiederkäuern.
Die Ätiologie ist noch nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, dass bei adulten Kühen vor allem Stress im Zusammenhang mit der Kalbung und assoziierten Krankheiten (Nachgeburtsverhalten, akute puerperale Metritis, akute Mastitis, Labmagenverlagerungen u.ä.) Labmagengeschwüre begünstigen. Zusätzliche Faktoren sind:
Bei Kälbern sind Labmagengeschwüre ebenso multifaktoriell (Faktorenkrankheit) bedingt und entstehen besonders beim Vorliegen folgender Faktoren:
Labmagengeschwüre können auch iatrogen bedingt sein (z.B. falscher Einsatz von NSAIDs).
Labmagengeschwüre betreffen sowohl adulte Rinder als auch Kälber und treten das gesamte Jahr über auf. Blutende Labmagengeschwüre können vermehrt in der Weideperiode (Mai bis Oktober) beobachtet werden. Im Gegensatz dazu treten perforierende Labmagengeschwüre hauptsächlich im Zeitraum der Kalbung auf.
Labmagengeschwüre werden anhand ihrer Pathogenese sowie Ausprägung in drei Gruppen unterteilt.
Das klinische Bild hängt von der Art der Ulzera ab und kann sowohl inapparent als auch perakut sein.
Bei nicht-blutenden und oberflächlichen Ulzera sind meist keine Symptome vorhanden, sodass nicht mal Wachstumseinbußungen bei Kälbern entstehen. Tiefreichende - jedoch unblutige Ulzera - können zu einer lokalen Peritonitis führen, die im weiteren Verlauf zu Verklebungen an angrenzenden Organen führt. Es kommt zu einer reduzierten Futteraufnahme, das Allgemeinbefinden kann gestört sein und die Tiere zeigen deutliche Schmerzsymptome im vorderen Abdomenbereich.
Sowohl die Symptome als auch der Verlauf der Erkrankung hängt davon ab, in welchem Ausmaß Gefäßverletzungen vorliegen. Sind größere Blutgefäße betroffen, können betroffene Tiere aufgrund der Blutverluste (in den Labmagen hinein) versterben. Diese Form der Erkrankung geht meist mit unspezifischen Symptomen wie Inappetenz, Apathie einher. Aufgrund der Anämie ist das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt, die Schleimhäute sind blass und die Körperoberfläche kalt. Die Tiere sind tachykard und zeigen eine ausgeprägte Tachypnoe sowie Meläna.
Betroffene Tiere zeigen eine plötzliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens. Die Tiere sind matt bis apathisch, das Abdomen ist vermehrt gefüllt und es sind ausgeprägte Schmerzsymptome erkennbar (aufgekrümmter Rücken, gesenkte Kopfhaltung).
Neben einer ausführlichen Anamnese ist vor allem die klinische Untersuchung ausschlaggebend für die Verdachtsdiagnose. Mittels Ultraschalluntersuchung sowie Abdominozentese bzw. (in zweifelhaften Fällen) diagnostischer Laparotomie kann die Diagnose gesichert werden.
Als Differenzialdiagnosen kommen Blutungen in proximalen Darmabschnitten (Duodenum und Jejunum), Anämie anderer Ursache, hämorrhagische Diathese und Fremdkörpererkrankung in Frage.
Die Therapie richtet sich nach den vorliegenden Symptomen und der Ausprägung der Ulzera. Nicht-blutende Geschwüre heilen entweder spontan ab oder werden im späteren Verlauf zu perforierenden Ulzera. Durch die unterstützende Gabe von Omeprazol (bei Kälbern oral, ab Wiederkautätigkeit parenteral) kann der Ausbildung neuer Ulzera entgegengewirkt werden.
Blutende Geschwüre können meist durch eine chirurgische Intervention nicht verbessert werden. Ohne Bluttransfusion versterben die Tiere meist binnen kurzer Zeit. Perforierende Labmagengeschwüre sind nicht therapierbar. Die Prognose ist infaust, sodass betroffene Tiere aus Tierschutzgründen euthanasiert werden müssen.
Durch die Optimierung der Haltungsbedingungen kann die Ausbildung von Labmagengeschwüren weitgehend verhindert werden. Es ist auf eine artgerechte, qualitativ hochwertige Fütterung, geringe Belegdichte in Gruppen, Stressreduktion und allgemeinen Kuhkomfort zu achten.
Tags: Geschwür, Labmagen, Ulkus, Wiederkäuer
Fachgebiete: Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 29. September 2019 um 09:20 Uhr bearbeitet.
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