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Synonym: Gumboro-Krankheit
Englisch: Infectious bursal disease (IBD)
Die infektiöse Bursitis, kurz IBD, des Geflügels ist eine weltweit vorkommende, akut oder subklinisch verlaufende Infektionskrankheit mit Schädigung lymphoider Zellen der Bursa fabricii.
Die infektiöse Bursitis der Vögel wird durch das Avibirnavirus aus der Familie der Birnaviridae verursacht.
Bislang sind zwei Serotypen bekannt. Serotypspezifische Antigene und neutralisierende Antikörper induzierende Epitope sind auf VP2 lokalisiert, zwischen den Serotypen kreuzreagierende Antigene auf VP2 und VP3. Alle pathogenen Stämme gehören dem Serotyp 1 an, bei dem klassisch virulente, hochvirulente und attenuierte Stämme unterschieden werden. Die Variant-Stämme sind Serotyp-1-Stämme mit veränderter Antigenstruktur.
Der Serotyp 1 kommt v.a. bei Hühnern, gelegentlich auch bei Enten vor, der Serotyp 2 bei Puten und Hühnern. Verschiedene andere Vogelarten können infiziert werden, scheiden das Virus aber nur kurze Zeit aus und stellen wahrscheinlich kein Virusreservoir dar.
Die Tenazität ist hoch und bei pH-Werten zwischen 3 und 9 stabil. Die Infektiosität bleibt bei 56 °C mindestens 5 Stunden erhalten. Dies ermöglicht das Überdauern des Virus in Stallungen und die Aufrechterhaltung der Infektkette.
Hauptansteckungsquellen sind der von infizierten Tieren abgesetzte Kot und kontaminierte Einstreu. Es gibt keine gesicherten Hinweise auf eine vertikale Übertragung oder durch genesene Tiere.
Die Inkubationszeit beträgt 18 bis 24 Stunden. Im infizierten Organismus laufen Virusvermehrung und Virusausbreitung in mehreren Schritten als zyklische Infektionskrankheit ab:
Verlauf und Ausgang der Erkrankung sind abhängig vom Alter der Hühner sowie von genetischen Merkmalen, dem Immunstatus und der Virulenz des Erregers. Eine Erkrankung wird nur bei Infektion in der 3. bis 12. Lebenswoche beobachtet, wenn die Bursa fabricii ihre maximale Entwicklung erreicht. Die Infektion in den ersten 3 Wochen nach dem Schlupf führt zur Störung der Entwicklung dieses Organs mit nachfolgender Immunsuppression. Hohe Titer maternaler Antikörper schützen, während bei niedrigen oder in einer Herde uneinheitlichen Antikörpertitern nach der Infektion eine Störung des Immunsystems eintritt, ohne dass die Krankheit klinisch offensichtlich wird. Derart geschädigte Tiere sind gegenüber anderen Infektionen erhöht anfällig und nach Schutzimpfungen ist die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern verringert oder sie bleibt aus, so dass vielfältige Folgeschäden eintreten können.
Nach einer Krankheitsdauer von 5 bis 7 Tagen können die Tiere genesen und das klinische Bild normalisiert sich wieder. Die Tiere bleiben jedoch in ihrer Entwicklung gestört und es können erhebliche Leistungseinbußen auftreten. Bei uneinheitlicher Herdenimmunität erkranken nur einzelne Tiere, oder die Infektion bleibt subklinisch.
Die Tiere können innerhalb weniger Stunden sterben.
Im pathohistologischen Schnittbild werden ausgeprägte Veränderungen in der Bursa fabricii gefunden, in geringem Ausmaß auch in Milz, Thymus, Harderschen Drüsen und Zäkal-Tonsillen.
Bereits 18 bis 24 Stunden p.i. kommt es zur Nekrose und Apoptose lymphatischer Zellen in der Markzone der Bursa-Follikel:
Nach Infektion mit Variant-Stämmen bestimmen apoptotische Veränderungen das histologische Bild. Die Follikelrinde ist nicht mehr erkennbar, die Follikel stehen nicht mehr mit dem Epithel in Verbindung.
In Abhängigkeit von der Virulenz des Virusstammes kann es zur Regeneration der Bursafollikel kommen. Bei Vakzinestämmen kann dies bereits 14 Tage p.i. beginnen.
Eine Verdachtsdiagnose ergibt sich aus Klinik und Pathologie. Das histologische Bild der akuten Infektion erlaubt eine sichere Diagnose. Zuverlässig ist der Antigennachweis in der Bursa fabricii mittels floureszierender Antikörper oder eines Antigen-capture-ELISA. Rasch. Außerdem kann das virale Genom mittels RT-PCR nachgewiesen werden.
Der Antikörpernachweis gelingt mittels ELISA oder Virusneutralisationstest. Durch Kreuzneutralisationsversuche können die Serotypen I und II unterschieden werden. Serologisch ist jedoch eine Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Herden derzeit (2020) nicht möglich.
Die Virusisolierung gelingt im Antikörper-freien Brutei einer SPF-Herde, am besten nach Inokulation der Chorioallantoismembran. Meist sterben die Embryonen nach 3 bis 5 Tagen ab und zeigen Verzwergung sowie Ödeme der Unterhaut mit Blutungen, letztere auch in Organen.
Eine kausale Therapie ist derzeit (2020) nicht möglich. Die Verbesserung der Haltungsbedingungen durch Zufuhr von Wärme und Trockenhaltung der Einstreu und Bekämpfung bakterieller Sekundärinfektionen mit Antibiotika können helfen, die Verluste zu verringern.
Die ausgelöste Immunsuppression kann zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen und eine schlechte Prognose muss angesprochen werden.
Es muss auf eine strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen in den Stallungen geachtet werden:
Autoren: https://flexikon.doccheck.com/de/index.php?title=Infekti%C3%B6se_Bursitis_(Gefl%C3%BCgel)&action=history
Quelle: https://flexikon.doccheck.com/de/Infekti%C3%B6se_Bursitis_(Gefl%C3%BCgel)
Tags: Geflügel, Infektionskrankheit
Fachgebiete: Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 24. Januar 2020 um 15:50 Uhr bearbeitet.
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