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− | Hypoglykämien sind die Folge einer Störung der Koordination bzw. Regulation zwischen [[Glucose]]abgabe durch die [[Leber]] (aus dem [[Glykogen]]reservoir oder durch [[Gluconeogenese]]) und der [[Glucoseaufnahme]] durch die verbrauchenden [[Organ]]e. Sie entwickeln sich meist [[akut]] und führen dann zu einer charakteristischen [[Symptomatik]]. | + | Hypoglykämien sind die Folge einer Störung der Koordination bzw. Regulation zwischen [[Glucose]]abgabe durch die [[Leber]] (aus dem [[Glykogen]]reservoir oder durch [[Gluconeogenese]]) und der [[Glucoseaufnahme]] durch die verbrauchenden [[Organ]]e. Sie entwickeln sich meist [[akut]] und führen dann zu einer charakteristischen [[Symptomatik]]. |
Notwendigerweise sind zumindest einige der [[Regelkreis]]e, die den Blutzuckerspiegel regulieren, aufgetrennt (s. unter [[#Ursachen|Ursachen]]). Die [[Glukoseautoregulation|Autoregulation]] kann erhalten sein, hat aber keine hinreichende Kapazität zur Kompensation der Entgleisung. | Notwendigerweise sind zumindest einige der [[Regelkreis]]e, die den Blutzuckerspiegel regulieren, aufgetrennt (s. unter [[#Ursachen|Ursachen]]). Die [[Glukoseautoregulation|Autoregulation]] kann erhalten sein, hat aber keine hinreichende Kapazität zur Kompensation der Entgleisung. | ||
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Bei insulinpflichtigen [[Diabetiker]]n ist eine Hypoglykämie bei Überdosierung von [[Insulin]] bzw. oralen [[Antidiabetikum|Antidiabetika]] ([[Sulfonylharnstoff]]e, [[Glinid]]e) oder inadäquater Nahrungsaufnahme nach Insulin-Applikation möglich. Diese Konstellation tritt klinisch am häufigsten auf. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Ursachen, zum Beispiel: | Bei insulinpflichtigen [[Diabetiker]]n ist eine Hypoglykämie bei Überdosierung von [[Insulin]] bzw. oralen [[Antidiabetikum|Antidiabetika]] ([[Sulfonylharnstoff]]e, [[Glinid]]e) oder inadäquater Nahrungsaufnahme nach Insulin-Applikation möglich. Diese Konstellation tritt klinisch am häufigsten auf. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Ursachen, zum Beispiel: | ||
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* [[Antikörper]] gegen [[Insulin-Rezeptor]]en | * [[Antikörper]] gegen [[Insulin-Rezeptor]]en | ||
* [[Medikament]]e (z.B. [[Pentamidin]], [[Chinin]], [[Chinidin]]) | * [[Medikament]]e (z.B. [[Pentamidin]], [[Chinin]], [[Chinidin]]) | ||
− | * Zustand nach [[Gastrektomie]] | + | * Zustand nach [[Gastrektomie]] ([[Spätdumping]]) |
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* [[Endokrinopathie]]n | * [[Endokrinopathie]]n | ||
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Hypoglykämien treten darüber hinaus auch im Rahmen angeborener [[Stoffwechselkrankheit]]en, wie [[Glykogenose]]n, dem [[kongenitaler Hyperinsulinismus|kongenitalen Hyperinsulinismus]] oder der [[hereditäre Fruktoseintoleranz|hereditären Fruktoseintoleranz]] auf. | Hypoglykämien treten darüber hinaus auch im Rahmen angeborener [[Stoffwechselkrankheit]]en, wie [[Glykogenose]]n, dem [[kongenitaler Hyperinsulinismus|kongenitalen Hyperinsulinismus]] oder der [[hereditäre Fruktoseintoleranz|hereditären Fruktoseintoleranz]] auf. | ||
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− | Sie werden auch ''adrenerge'' Zeichen genannt und entstehen durch | + | Sie werden auch ''adrenerge'' Zeichen genannt und entstehen durch eine reaktive [[Adrenalin]]ausschüttung. Zu ihnen zählen: |
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* Schwere Hypoglykämie: Glukose i.v., [[Glukagon]] s.c. oder i.m., engmaschige Blutzuckerkontrolle | * Schwere Hypoglykämie: Glukose i.v., [[Glukagon]] s.c. oder i.m., engmaschige Blutzuckerkontrolle | ||
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Intensive Schulung des Patienten | Intensive Schulung des Patienten | ||
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Synonym: Unterzuckerung
Englisch: hypoglycemia
Unter einer Hypoglykämie versteht man eine Absenkung der Blutglukose-Konzentration unter den physiologischen Normwert von 60 mg/dl oder 3,3 mmol/l.
Anm.: Im Kindesalter gelten andere Grenzen: 45 mg/dl (2,5 mmol/l) für Neugeborene und 50 mg/dl (2,8 mmol/l) jenseits der Neonatalperiode.
Nach dem Zeitpunkt des Auftretens unterscheidet man:
Hypoglykämien sind die Folge einer Störung der Koordination bzw. Regulation zwischen Glucoseabgabe durch die Leber (aus dem Glykogenreservoir oder durch Gluconeogenese) und der Glucoseaufnahme durch die verbrauchenden Organe. Sie entwickeln sich meist akut und führen dann zu einer charakteristischen Symptomatik. Notwendigerweise sind zumindest einige der Regelkreise, die den Blutzuckerspiegel regulieren, aufgetrennt (s. unter Ursachen). Die Autoregulation kann erhalten sein, hat aber keine hinreichende Kapazität zur Kompensation der Entgleisung.
Bei insulinpflichtigen Diabetikern ist eine Hypoglykämie bei Überdosierung von Insulin bzw. oralen Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Glinide) oder inadäquater Nahrungsaufnahme nach Insulin-Applikation möglich. Diese Konstellation tritt klinisch am häufigsten auf. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Ursachen, zum Beispiel:
Hypoglykämien treten darüber hinaus auch im Rahmen angeborener Stoffwechselkrankheiten, wie Glykogenosen, dem kongenitalen Hyperinsulinismus oder der hereditären Fruktoseintoleranz auf.
Die Zeichen einer Hypoglykämie sind abhängig vom Schweregrad der Unterzuckerung. Man kann sie in 3 Gruppen einteilen.
Sie werden auch adrenerge Zeichen genannt und entstehen durch eine reaktive Adrenalinausschüttung. Zu ihnen zählen:
Die neuroglykopenischen Zeichen entstehen durch den Glucosemangel im ZNS - meist erst bei Blutzucker-Konzentrationen unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l). Die Glykopenie betrifft viele neuronale Funktionen und kann sich wie folgt äußern:
Bei weiter fallendem Blutzuckerspiegel (< 30–40 mg/dl) entstehen schwere neurologische Störungen:
Sie stellen Begleitsymptome dar, die nicht charakteristisch für eine Hypoglykämie sind.
Bei langsam auftretenden Hypoglykämien können die autonomen Zeichen fehlen. Dadurch können neuroglykopenische Zeichen ohne Vorwarnung auftreten und plötzlich zu schweren Störungen des Zentralnervensystems führen (Hypoglykämischer Schock).
Unabhängig vom Blutzuckerwert muss der Bewusstseinszustand des Patienten beachtet werden. So ist bei eingetrübten Patienten von einer oralen Glukosegabe abzusehen, da die Gefahr der Aspiration besteht.
Intensive Schulung des Patienten
Bei unklarer Bewusstlosigkeit sollte immer eine Blutzuckerkontrolle erfolgen. Im Zweifelsfall ist eine schnelle Glukosegabe durchzuführen. Die Gabe von Insulin ohne Kenntnis des Blutzuckerwerts ist kontraindiziert.
Tags: Blut, Glukose, Unterzuckerung
Fachgebiete: Endokrinologie u. Diabetologie, Pathologie
Diese Seite wurde zuletzt am 10. September 2019 um 09:50 Uhr bearbeitet.
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