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Synonyme: Gürtelrose, Zoster, Zona, zona ignea
Englisch: herpes zoster, shingles
Der Herpes zoster ist die Zweitmanifestation einer Infektion mit Varizella-Zoster-Viren, die nach erfolgter Erstinfektion (Windpocken) in den Gliazellen der Spinalganglien lebenslang persistieren.
ICD10-Code: B02.-
Die Erkrankung ist weltweit verbreitet und tritt meist sporadisch auf. Die Inzidenz beträgt etwa 400/100 000, die Prävalenz 80/100 000 Einwohner. Der Erkrankungsgipfel liegt etwa zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, ohne Geschlechtsunterschied. Die Infektion führt in der Regel zu einer lebenslangen Immunität. Ein erneuter Ausbruch ist jedoch möglich[1].
Der Herpes zoster wird durch eine endogene Reaktivierung neurotroper Varizella-Zoster-Viren bei bestehender, oder neu aufgetretener Immundefizienz (beispielsweise bei Tumorleiden, AIDS, immunmodulierende Therapie), ausgelöst. Die Erstinfektion durch Varizella-Zoster-Viren führt zu Windpocken (Varizellen). Nichtimmunisierte Kinder oder Erwachsene können sich beim Kontakt mit Zoster-Erkrankten durch Tröpfcheninfektion mit Varizellen infizieren. Die Exposition von Varizellen begünstigt auf der anderen Seite die Entwicklung eines Zosters.
Die Erkrankung beginnt mit Prodromi wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, leichter Temperaturerhöhung, seltener Nackensteifigkeit. Nach einiger Zeit treten dumpfe, ziehende, manchmal heftige Schmerzen im Versorgungsgebiet des betroffenen Ganglions auf. Der Patient klagt zudem über Parästhesien wie Kribbeln und Ameisenlaufen. Etwa drei Tage nach Beginn der Prodromi entwickeln sich die typischen Hauteffloreszenzen:
Die Hauterscheinungen sind meist halbseitig und auf ein bis drei benachbarte Dermatome begrenzt. Nur bei sehr schwerer Immundefizienz, ist eine generalisierte Aussaat (Zoster generalisatus) beobachtbar.
Am häufigsten sind die Thorakalsegmente betroffen ("Gürtelrose"), weitere Lokalisationen sind das Versorgungsgebiet des 1. Trigeminusastes (Zoster ophthalmicus), die Ohrregion (Zoster oticus), die Versorgungsgebiete der Trigeminusäste 2 und 3, sowie die unteren Zervikalsegmente. In den betroffenen Arealen lässt sich meist eine Sensibilitätsminderung feststellen.
Nach wenigen Tagen heilt das Exanthem mit Verkrustung der Bläschen, ab. Bei nekrotischen Verläufen (Zoster gangraenosus) oder Sekundärinfektionen verbleiben Narben und Pigmentstörungen.
Das klinische Bild aus typischen Effloreszenzen, in Verbindung mit Parästhesien und Schmerzen, führt zur Diagnose.
Bei zentraler Beteiligung ist die Lumbalpunktion zur Liquordiagnostik indiziert.
Aufgrund der hohen Durchseuchung mit Varizella-Zoster-Viren ist die Serologie wenig aussagekräftig. Der Erregernachweis per PCR und Virusisolation ist möglich, aber kein Routineverfahren.
In erster Linie sollen bei der Zosterbehandlung die Schmerzen des Patienten soweit wie möglich gelindert werden. Des Weiteren ist es wichtig systemisch zu behandeln, damit die Ausdehnung und Dauer der Hautveränderungen begrenzt wird und eine postzosterische Neuralgie und andere akute sowie chronische Komplikationen (z.B. Meningitis) verhindert oder abgemildert werden.
Lokal wird abhängig vom Stadium des Exanthems entweder austrocknend und antiseptisch z.B. mit feuchten Umschlägen (Bläschenstadium), mit Lotio alba, Vioform-Zinkschüttelmixtur oder krustenlösend behandelt. Bisher (2013) existiert keine zufriedenstellende Lokaltherapie mit nachgewiesener antiviraler Wirksamkeit.
Die begleitende Schmerztherapie erfolgt durch adäquate Gabe von Analgetika.
Bei jungen Personen ohne Risikofaktoren heilt der umschriebene Zoster der Haut am Stamm und an den Extremitäten in der Regel auch ohne spezifische antivirale Therapie komplikationslos aus. Die antivirale Behandlung verkürzt jedoch den Heilungsverlauf und ist besonders wichtig, wenn mit einem komplizierten Verlauf des Zosters gerechnet werden muss.
Eine Indikation zur antiviralen Therapie besteht bei:
Als Medikamente kommen folgende Wirkstoffe in Frage:
Die Behandlungsdauer beträgt bei immunkompetenten Patienten in der Regel 7 Tage, bei immunsupprimierten Patienten kann eine längere Behandlungsdauer notwendig sein.
Bei schweren Verläufen kommen zusätzlich Hyperimmunglobulin und Interferon-beta zum Einsatz. Die postzosterische Neuralgie kann durch Gabe von Koanalgetika (z.B. Antikonvulsiva, trizyklische Antidepressiva) beinflusst werden.
Bei Immunkompetenten ist die Prognose gut. Bei Risikopatienten ist der Verlauf schwerer, es besteht eine erhöhte Letalität.
Seronegative Personen der Risikogruppe und deren Kontaktpersonen, können mit einem Lebendimpfstoff geimpft werden; eine Postexpositionsprophylaxe ist ebenfalls möglich.
Tags: Gürtelrose, Herpes
Fachgebiete: Dermatologie, Virologie
Diese Seite wurde zuletzt am 12. Oktober 2020 um 13:20 Uhr bearbeitet.
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