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Synonyme: Candidose, Kandidose, Candidosis, Candidamycosis, Candidamykose, Kandidamykose, Moniliasis, Soor
Englisch: candidiasis
Die Candidiasis ist eine Infektionskrankheit, die durch Pilze der Gattung Candida ausgelöst wird.
Die Gattung Candida umfasst über 150 Arten, von denen einige humanpathogen sind. Sie kommen als natürliche Kommensalen des Menschen auf den Schleimhäuten des Gastrointestinaltrakts, der oberen Atemwege und des Genitalbereichs vor. Darüber hinaus findet man die Hefen bei Tieren, in Lebensmitteln und in unbelebter Materie. Die Candidiasis entsteht meist durch Candida albicans, zunehmend auch durch andere Arten, z.B.:
Candida-Pilze gehören zu den häufigsten nosokomialen Pathogenen. Sie sind für ca. 8-10 % aller Septikämien verantwortlich. Die vermehrte Anwendung von Breitspektrumantibiotika sowie von immunsuppressiven und chemotherapeutischen Behandlungen führt zu einer Zunahme der Inzidenz.
Bei schweren Formen der Candidiasis disseminieren die Pilze hämatogen und bilden Abszesse in den betroffenen Organen. Dafür müssen die Pilze die natürlichen Haut- und Schleimhautbarrieren überwinden. Vermutlich erhalten sie durch den Einsatz von Antibiotika einen Selektionsvorteil. Weiterhin spielt die Umwandlung von Blastosporen zu Pseudohyphen oder Hyphen zumindest bei Candida albicans eine Rolle bei der Penetration. Die genauen Mechanismen sind jedoch weitgehend unbekannt. Nach Adhäsion an epithelialen und endothelialen Zellen werden von den Hefen u.a. Invasine und Candidalysin synthetisiert. Auch die Bildung von Biofilmen spielt eine wichtige pathogenetische Rolle.
An der Abwehr einer hämatogenen Candidiasis sind v.a. neutrophile Granulozyten beteiligt.
Lokale Risikofaktoren für eine mukokutane Candidose sind:
Eine invasive Candidiasis wird begünstigt durch:
Bei der Candidiasis werden klinisch zwei Formen unterschieden:
Die mukokutane Candidiasis betrifft am häufigsten die Mundschleimhaut (orale Candidiasis). Dabei unterscheidet man zwischen vier Formen:
Die vulvovaginale Candidose (Candida-Kolpitis) führt zu Juckreiz, Schmerzen und vaginalem Ausfluss. Er ist meist dünnflüssig, z.T. auch weißlich mit festen Bestandteilen. Andere mukokutane Infektionen, die durch Candida verursacht werden, sind:
Generalisierte Candidosen der Haut finden sich v.a. bei Säuglingen an Rumpf und Extremitäten. Makronoduläre Läsionen sprechen für eine hämatogen disseminierte Candidose mit generalisiertem Organbefall.
Invasive Candidainfektionen entstehen v.a. durch hämatogene Disseminierung des Pilzes. Seltenere Ursachen sind invasive Infektionen des Ösophagus, Gelenk- oder Wundinfektionen, Infektionen der Nieren durch Kontamination bei Katheterisierungen, abdominale Infektionen durch Perforation von Hohlorganen sowie Infektionen der Gallenblase nach retrograder Invasion entlang der Gallenwege.
Praktisch jedes Organ kann von Candida befallen sein, am häufigsten das Gehirn (Enzephalitis, Meningitis), das Auge (Candida-Endophthalmitis) sowie Herzklappen (Endokarditis), Lunge (Candidapneumonie) und Nieren: Seltener sieht man einen Befall von Leber, Milz, Nebennieren, Pankreas, Skelettmuskulatur oder Gelenken. Disseminiert Candida hämatogen in die Haut, entstehen dort makronoduläre Läsionen. Der Befall der Augen kann zu einer Erblindung führen. Daher sollten alle Patienten mit Candidämie bis zu 6 Monate nach der Infektion augenärztlich untersucht werden, auch wenn keine Symptome vorliegen.
Die systemische Candidose ist tückisch und kann sich organspezifisch z.B. als Leberabszess oder als Candidasepsis äußern. Sie muss bei Risikopatienten immer als Ursache für neu aufgetretene Beschwerden in Betracht gezogen werden. Ein typisches klinisches Szenario für eine systemische Candidiasis wäre ein nicht auf Antibiotika ansprechendes Fieber bei einem Patienten, der nach Chemotherapie eine Neutropenie aufweist.
Der Nachweis von Candida albicans sollte am besten durch eine direkte mikrobiologische Diagnostik erfolgen. Hierzu ist die Gewinnung von erregerhaltigem Untersuchungsmaterial notwendig. Dieses kann als Abstrich von den Belägen der Mundschleimhaut, im Rahmen einer Gastroskopie als Biopsie der Ösophagusschleimhaut oder z.B. durch eine bronchoalveoläre Lavage gewonnen werden.
Das so Material kann durch mikroskopische Untersuchung und Kultivierung (z.B. Sabouraud-Agar) den Nachweis von Candida ermöglichen. Weiterhin sollten Blutkulturen angefertigt werden.
Serologische Untersuchungen zum Antikörpernachweis (Candida-Hämagglutinationstest, Candida-Immunfluoreszenztest) sind möglich, jedoch bei immunsupprimierten Patienten auch unzuverlässig. Ein direkter Antigennachweis, z.B. per PCR, ist aus Urin, Bronchialsekret und Biopsaten möglich. Für Candida glabrata und Candida dubliniensis existiert weiterhin ein Schnelltest.
Scores helfen bei der Identifikation von Patienten, die an einer hämatogen disseminierten Candidose leiden. Bisher existiert aber kein validierter Test, um Patienten mit einer klinisch unbedeutenden Candidämie von solchen mit Organinfektionen zu unterschieden. Das Vorhandensein von Augen- und makronodulären Hautläsionen kann als Hinweis auf eine disseminierte Infektion dienen. Weiterhin wird der Nutzen des β-1,3-D-Glukantest in klinischen Studien untersucht.
Die Therapie der Candidiasis erfolgt durch den Einsatz von Antimykotika.
Die Therapie der mukokutanen Candidiasis unterscheidet sich je nach Lokalisation:
Zur Behandlung der invasiven Candidiasis stehen eine Vielzahl an Antimykotika zur Verfügung. Zwar weisen einige Patienten mit Candidämie keine Organabsiedlung auf, trotzdem sollten aufgrund fehlender sicherer Differenzierung alle Patienten mit Candidämie systemisch behandelt werden. Weiterhin müssen z.B. potentiell ursächliche Gefäßkatheter entfernt werden.
Am häufigsten werden initial folgende Wirkstoffe eingesetzt, bis Ergebnisse des Resistogramms vorliegen:
Bei Endokarditis durch Candida sind kardiochirurgische Eingriffe und eine langfristige antimykotische Therapie indiziert. Bei einer Endophthalmitis stellt eine Kombination aus parenteralem Polyen und Flucytosin (4 x 25 mg/kgKG/d) die Therapie der Wahl dar. In einigen Fällen ist eine (partielle) Vitrektomie indiziert. Bei einer Candidameningitis wird ebenfalls ein Polyen mit Flucytosin kombiniert. Im Falle einer Sepsis werden initial Echinocandine empfohlen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Eine antimykotische Prophylaxe von Candidainfektionen wird meist bei allogener Stammzelltransplantation, bei Patienten mit Neutropenie und teilweise bei chirurgischen Patienten mit erheblichem Risikoprofil durchgeführt.
Eingesetzt wird v.a. Posaconazol als Saft (3 x 200 mg/d) oder als Tablette (1 x 300 mg/d) mit jeweils doppelter Loadingdose am ersten Tag. Weiterhin kommen Itraconazol, Fluconazol, Voriconazol, liposomales Amphotericin und Caspofugin in Frage.
Die Prophylaxe einer oropharyngealen oder ösophagealen Candidose bei HIV-infizierten Patienten wird nur bei häufigen Rezidiven empfohlen.
Autoren: https://flexikon.doccheck.com/de/index.php?title=Candidiasis&action=history
Quelle: https://flexikon.doccheck.com/de/Candidiasis
Tags: AIDS, Candida, Candida albicans, HIV, Immundefekt, Neutropenie, Pilz
Fachgebiete: Dermatologie, Innere Medizin
Diese Seite wurde zuletzt am 17. Dezember 2020 um 13:48 Uhr bearbeitet.
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