Synonym: SA237
Handelsname(n): Enspryng®
Englisch: satralizumab
Satralizumab ist ein Arzneistoff aus der Klasse der monoklonalen Antikörper, der zur Therapie der Neuromyelitis optica (NMO) bzw. zur Behandlung von Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) eingesetzt wird.
Die Neuromyelitis optica ist eine Autoimmunerkrankung, die das ZNS und insbesondere den Sehnerven schädigt. Sie führt zu Erblindung, Muskelschwäche und aufsteigenden Lähmungen. Bei den Patienten werden häufig Aquaporin-4-Antikörper gefunden, die Astrozyten im Gehirn angreifen, was zu den entsprechenden Symptomen führt. Die Krankheit verläuft in Schüben und wird häufig als Multiple Sklerose fehldiagnostiziert.
Satralizumab bindet an den Interleukin-6-Rezeptor (IL-6R) und verhindert dadurch die Bindung an Interleukin-6 (IL-6). IL-6 führt unter anderem zu einer Aktivierung von B-Zellen und zur Produktion von Aquaporin-4-Antikörpern. Durch seine Hemmung kommt es zu einer Entzündungshemmung und Immunsuppression.[1].
Ein anderer Antikörper mit demselben Drug Target ist Tocilizumab. Tocilizumab wird jedoch in Deutschland als Immunsuppressivum bei rheumatoider Arthritis und Morbus Stil eingesetzt.
Die Bioverfügbarkeit nach subkutaner Injektion beträgt 85,4%. Die Halbwertszeit beträgt 30 Tage.[2]
Bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren, die an einer von den Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) leiden und bei denen Aquaporin-4-Antikörper nachgewiesen wurden wird Satralizumab in Mono- oder Kombinationstherapie eingesetzt.[2]
Satralizumab ist als fertige Injektionslösung erhältlich.
Die Dosierung beträgt für die ersten drei Anwendungen je 120 mg alle zwei Wochen. Für die Erhaltungsdosis werden 120 mg alle vier Wochen verabreicht.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Da IL-6 die Expression von CYP450-Enzymen (CYP1A2, CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4) supprimiert, sollte bei einer Therapie mit Satralizumab die Dosis von Arzneistoffen, die über diese Enzyme verstoffwechselt werden, entsprechend angepasst werden.[2]
Als Gegenanzeige für eine Therapie mit Satralizumab gilt eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Darüberhinaus sollte beachtet werden, dass durch die immunsuppresive Wirkung von Satralizumab die Wirkung von Impfungen beeinträchtigt werden kann.
Satralizumab wurde in mehreren Phase-III-Studien getestet. Die gewählte Dosis betrug 120 mg und wurde subkutan verabreicht in Woche 0, 2, 4 und darauf folgend alle vier Wochen. Es handelte sich um eine Monotherapie, da die Einnahme weiterer Immunsuppressiva nicht gestattet war. Als primärer Endpunkt wurde die Zeit bis zum nächsten Krankheitsschub gewählt. Krankheitsschübe erfolgten bei 50% der Placebogruppe und bei 30% der Verumgruppe. Die Inzidenz von Nebenwirkungen in beiden Gruppen war ähnlich.[3]
Eine zweite Studie untersuchte die Anwendung von Satralizumab als Add-On-Therapie zu einer immunsuppressiven Therapie. In dieser Studie kam es bei 43% der Placebogruppe zu einem Schub; in der Verumgruppe bei 20% der Teilnehmer. Wurden nur die Teilnehmer betrachtet, die seropositiv auf Aquaporin-4-Antikörper getestet wurden, betrug der Anteil der Schübe 11%. In Hinsicht auf die Symptome Schmerz und Müdigkeit konnte kein Unterschied zwischen Verum und Placebo festgestellt werden.[4]
Nachdem die europäische Arzneimittelagentur 2020 einer beschleunigte Beurteilung der Zulassung zugesagt hatte, wurde der Arzneistoff im Juni 2021 zugelassen. Der Wirkstoff wird von Chugai Pharma in Zusammenarbeit mit Roche entwickelt.
Tags: Monoklonaler Antikörper
Fachgebiete: Arzneimittel, Augenheilkunde, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 23. August 2021 um 10:41 Uhr bearbeitet.
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