(Weitergeleitet von Morbus Glanzmann-Naegeli)
nach dem Schweizer Pädiater Eduard Glanzmann (1887-1959)
Synonyme: Thrombasthenie Glanzmann-Naegeli, Morbus Glanzmann-Naegeli, Glanzmann-Naegeli-Syndrom, Thrombasthenie Glanzmann
Englisch: Glanzmann's thrombasthenia
Der Glanzmann-Thrombasthenie, kurz GT, ist eine hereditäre Thrombozytopathie mit autosomal-rezessivem Erbgang.
Bei der Thrombozytenaktivierung kommt es zu einer Konformationsänderung des Glykoprotein-Komplexes IIb/IIIa, der dadurch als Fibrinogenrezeptor fungieren kann. Dieser vermittelt durch Bindung von Plasmafibrinogen die Thrombozytenaggregation.
Die Ursache der Glanzmann-Thrombasthenie ist eine Synthesestörung des Glykoproteinkomplexes der Thrombozytenmembran, die wiederum eine Störung der Thrombozytenaggregation verursacht. Ursächlich ist eine Mutation des GPIIb- oder des GPIIIa-codierenden Gens.
Je nach Ausprägungsgrad der Expressionsstörung differenziert man verschiedene Formen der Glanzmann-Thrombasthenie:
Symptomatisch äußert sich die Glanzmann-Thrombasthenie durch rezidivierende spontane Schleimhautblutungen, Epistaxis, erhöhte Hämatomneigung sowie Menorrhagien und verstärkte Geburtsblutungen bei weiblichen Patienten.
Größere Blutungen in Folge eines Traumas, einer Geburt oder Operation können zu massiven Volumenverlusten mit hypovolämischem Schock führen.
Cave: Bei bekannter Glanzmann-Thrombasthenie ist eine Antikoagulantientherapie mit Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. Acetylsalicylsäure) aufgrund schwerer Blutungskomplikationen kontraindiziert.
Das diagnostische Vorgehen beinhaltet:
Die eindeutige Diagnose der Glanzmann-Thrombasthenie kann ausschließlich labordiagnostisch gestellt werden:
Differentialdiagnostisch sollte eine Thrombozytopathie anderer Genese ausgeschlossen werden.
Die Therapie der Glanzmann-Thrombasthenie erfolgt symptomatisch oder prophylaktisch durch Kompression, lokale Blutstillung oder Gabe von Desmopressin (DDAVP). Bei schweren Blutungen während Operationen oder Geburten können Thrombozytenkonzentrate gegeben werden. Da eine langfristige Thrombozytensubstitution zur Bildung von Antikörpern und einer Therapierefraktärität führen kann, muss die Indikation streng gestellt werden. Bei planbaren Transfusionen sollten HLA-kompatible Thrombozytenkonzentrate verwendet werden.
Eine Therapieoption für Patienten, die gegenüber Thrombozytenkonzentraten refraktär sind, ist die Gabe von rekombinantem Faktor VII (Eptacog alfa).
Fachgebiete: Hämostaseologie
Diese Seite wurde zuletzt am 20. Mai 2022 um 18:07 Uhr bearbeitet.
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