Synonym: Endometriosis, Morbus Breckwoldt
Englisch: endometriosis
Als Endometriose wird das Vorkommen von endometriumähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle (Cavum uteri) bezeichnet. Das ektope Gewebe ist genau wie das Endometrium der Gebärmutterhöhle abhängig von den Hormonwirkungen im Rahmen des weiblichen Zyklus.
Zur Häufigkeit der Endometriose gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Schätzungen zufolge sollen 6 bis 10% der gebärfähigen weiblichen Bevölkerung unter Endometriose leiden.[1] Davon leiden ungefähr zwei Drittel der Betroffenen an Symptomen. Es lässt sich eine familiäre Häufung beobachten.
Nach dem Ort des Vorkommens kann man verschiedene Formen der Endometriose unterscheiden.
Bei der Endometriosis genitalis interna findet man Endometrioseherde innerhalb der Gebärmutter (interna), aber außerhalb der Gebärmutterschleimhaut. Auch die Endometriose des Eileiters wird dazu gerechnet.
Im Rahmen der Endometriosis uteri interna entsteht Drüsengewebe in der Muskulatur der Gebärmutter. Dies wird als Adenomyosis uteri bezeichnet. Es kann wenige Tage vor der Menstruationsblutung aufgrund der Wassereinlagerung (raumfordernder Prozess) in die Endometrioseherde zu einer Dysmenorrhö (Regelschmerzen) kommen. Die Schmerzen lassen in der Regel bei Einsetzen der Regelblutung nach.
Ein weiteres Symptom der Adenomyosis uteri kann eine Menorrhagie sein. Hierrunter versteht man eine verlängerte und oft verstärkte Menstruationsblutung. Die Blutgefäße, welche die Gebärmutterschleimhaut versorgen, verlaufen durch den Muskel und werden bei Muskelkontraktion komprimiert. Die schleimhautversorgenden Gefäße sind während der Menstruation geöffnet. Die Kompression durch den Muskel verhindert eine übermäßige Blutung. Liegt eine Endometriose oder ein Myom vor, kann die Kontraktion des Muskels an dieser Stelle eingeschränkt sein. Folge ist die fehlende Kompression der Blutgefäße und somit eine verlängerte oder verstärkte Regelblutung.
Die Endometriosis tubae befindet sich im Eileiter. Mögliche Folgen sind:
Die Endometrioseherde befinden sich innerhalb des Genitalbereichs (genitalis), aber außerhalb der Gebärmutter (externa). So lassen sich nach Lokalisation unterscheiden:
Hier befinden sich Herde im Eierstock. Sie "bluten", das Blut kann jedoch nicht aus dem Eierstock entfernt werden. Es sammelt sich an, dickt ein und bildet so einen Hohlraum, der aufgrund des dunklen geronnenen Blutes Teer- oder Schokoladenzyste genannt wird.
Die Vaginalendometrioseherde bluten simultan zum Uterus. Daher bleiben sie unbemerkt, es sei denn, die Gebärmutter wird aus irgendwelchen Gründen entfernt. Dann kommt es trotz fehlender Gebärmutter weiterhin zu "Menstruationsblutungen".
Die Bauchfellvertiefung zwischen Gebärmutter und Mastdarm wird als Douglas-Raum bezeichnet. Dort können Endometrioseherde durch Vernarbung zu Adhäsionen (Verwachsungen) von Mastdarm und Gebärmutter führen. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Gebärmutter hat die Frau Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Hintergrund ist, dass der Penis des Mannes im Schnitt länger ist, als die 10 cm lange Vagina. Daher muss sich die Gebärmutter beim Geschlechtsverkehr mitbewegen können, ansonsten kommt es zu Schmerzen.
Bei einer Endometriosis extragenitalis befinden sich die Endometrioseherde außerhalb der Geschlechtsorgane, zum Beispiel:
Die Endometriose wird durch die ICD10-Klassifikation entsprechend ihrer Lokalisation kodiert.
Code | Bezeichnung |
---|---|
N80 | Endometriose |
N80.0 | Endometriose des Uterus |
N80.1 | Endometriose des Ovars |
N80.2 | Endometriose der Tuba uterina |
N80.3 | Endometriose des Beckenperitoneums |
N80.4 | Endometriose des Septum rectovaginale und der Vagina |
N80.5 | Endometriose des Darmes |
N80.6 | Endometriose in Hautnarbe |
N80.8 | Sonstige Endometriose |
N80.9 | Endometriose, nicht näher bezeichnet |
Die Pathogenese der einzelnen Formen der Endometriose ist uneinheitlich und zum derzeitigen Zeitpunkt (2021) nicht vollständig klar. Grundsätzlich sind fünf Erklärungsansätze zur Entstehung der Endometriose in Betracht zu ziehen.
Die genannten Theorien besitzen nicht allgemeine Gültigkeit. Zusammen genommen bieten sie allerdings die Möglichkeit, die Entstehung der Endometriose plausibel zu erklären. Eine multifaktorielle Genese ist ebenso wahrscheinlich.
Die Endometriose kann völlig symptomfrei sein. Jedoch gibt es auch schwere Verläufe, die in der Regel mit abdominellen Schmerzen und Dysmenorrhö einhergehen.
Je nach Lokalisation des Herdes können weitere charakteristische Symptome auftreten. Beispielsweise wird bei Befall des Douglas-Raums die Kohabitation als schmerzhaft empfunden (Dyspareuni). Bei Befall der Tuben oder des Myometriums können narbige Verwachsungen eine Sterilität bedingen. Bei Befall des Rektums und der Harnblase kann es zu Schmerzen bei der Defäkation und zur Dysurie kommen.
Bei Verdacht auf Endometriose (zyklische Unterbauchschmerzen, sekundäre Dysmenorrhö, Dyspareunie) wird eine diagnostische Laparoskopie durchgeführt, wenn andere Krankheitsbilder ausgeschlossen wurden. Dabei entnimmt man aus suspekten Bereichen Biopsien. Die Diagnosesicherung basiert auf der histologischen Untersuchung der während der Laparoskopie gewonnenen Proben.
Durchschnittlich verstreichen 10 Jahre zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose.[2]
Mit der medikamentösen Therapie kann ein narbiger Umbau der Endometriose mit folgendem Funktionsverlust der betroffenen Regionen vermindert bzw. verhindert werden.
Bei Nichtansprechen auf die konservative Therapie oder bei Vorliegen von Kontraindikationen können die Herde chirurgisch mittels Elektrokoagulation oder Wärmekoagulation abgetragen werden. Häufig empfiehlt sich eine Kombinationstherapie aus medikamentöser und chirurgischer Behandlung, um Rezidive zu vermeiden.
Eine maligne Entartung wurde lange Zeit untersucht, konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Die Endometriose ist jedoch mit Ovarialkarzinomen assoziiert. Sie zieht u.a. ein erhöhtes Risiko für klarzellige (CCOC), endometrioide (EnOC) und low-grade seröse Ovarialkarzinome (LGSOC) nach sich.[3]
Tags: Bauchschmerz, Gebärmutter
Fachgebiete: Gynäkologie
Diese Seite wurde zuletzt am 20. März 2022 um 08:52 Uhr bearbeitet.
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