Englisch: digoxin
Digoxin ist ein Wirkstoff, der zur Gruppe der Herzglykoside, genauer der Cardenolide, gehört.
Die Wirkungen von Digoxin beruhen - wie die von Digitoxin - auf der Hemmung der membrangebundenen alpha-Untereinheiten der Natrium-Kalium-ATPase. Digoxin beeinflusst dadurch indirekt den Austausch von Natrium- und Calcium-Ionen über den Natrium-Calcium-Antiport, was zu einer erhöhten Ca2+-Konzentration in den Herzmuskelzellen und damit zu einer Aufnahme von Calcium in das sarkoplasmatische Retikulum führt. Dadurch nimmt die Kontraktionskraft des Herzmuskels zu.
Die Hemmung der Natrium-Kalium-ATPase soll auch die Sensitivität der Barorezeptoren verbessern, was die neurohormonellen Effekte von Digoxin erklärt. Zusätzlich soll es den Nervus vagus am Herz stimulieren, was die Erregungsweiterleitung verzögert. Digoxin wirkt somit auch negativ dromotrop.
Digoxin kann bei chronischer Herzinsuffizienz sowie bei einigen Formen der Tachyarrhythmie eingesetzt werden.
Digoxin kommt in Arzneimitteln in zwei Zubereitungsformen vor:
Digoxin und Derivate unterscheiden sich von anderen Herzglykosiden wie z.B. Digitoxin nicht in der Pharmakodynamik, jedoch in der Pharmakokinetik.
Sie haben demnach die gleiche Wirkung, werden jedoch unterschiedlich aufgenommen, umgewandelt und ausgeschieden.
Die Bioverfügbarkeit von Digoxin bei peroraler Aufnahme beträgt 60-90%. Der Wirkungseintritt erfolgt nach 2-3 Stunden mit einem Wirkmaximum innerhalb von 3-6 Stunden. Die Abklingquote liegt bei ca. 20%. Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 40 Stunden.
Die Elimination des Digoxins erfolgt vorwiegend renal. Etwa 50% des Digoxins werden unverändert renal eliminiert, weitere 30% in Form von Metaboliten. Vorsicht ist also bei Niereninsuffizienz geboten, da eine Kumulation droht. Der hepatisch eliminierte Anteil des Digoxins beträgt lediglich 10-20%.
Die Erhaltungsdosis von Digoxin beträgt 0,2 - 0,4 mg/Tag. Digoxin hat eine geringe therapeutische Breite.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Neben gruppenspezifischen Interaktionen und Wirkprofilveränderungen (s. Herzglykosid) gilt für Digoxin:
Für die Bestimmung der Digoxin-Spiegel im Rahmen des therapeutischen Drug Monitoring werden 1 ml Serum benötigt. Die Blutentnahme sollte vor Gabe der nächsten Dosis erfolgen.
Bewertung | Plasmaspiegel [µg/ml] |
---|---|
Therapeutischer Bereich | 1,1 bis 1,4 |
Toxischer Bereich | über 3 |
Eine toxische Wirkung von Digoxin ist auch innerhalb des Therapiebereichs möglich bei:
Der klinische Nutzen von Digoxin ist nicht unumstritten. Eine Studie aus dem Jahr 2013 mit 2.891 Patienten aus den USA zeigte, dass Patienten mit Herzinsuffizienz, die mit Digoxin therapiert wurden, eine um 72% höhere Mortalität aufwiesen (14,2 gegenüber 11,3 Todesfällen pro 100 Personenjahre). Das Risiko für eine Hospitalisation hingegen war unter Digoxin statistisch nicht signifikant erhöht.[1]
Tags: Herzglykoside, Herzinsuffizienz
Fachgebiete: Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 28. Februar 2021 um 10:20 Uhr bearbeitet.
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