Prädiabetes
Englisch: prediabetes
Definition
Als Prädiabetes bezeichnet man Vorstadien des Diabetes mellitus, in denen bereits ein erhöhter Nüchternblutzucker (IFG) oder eine gestörte Glukosetoleranz (IGT) vorliegen, aber noch kein manifester Diabetes besteht.
Es besteht eine enge Beziehung zwischen Prädiabetes und metabolischem Syndrom.
Risikofaktoren
- Erhöhtes Körpergewicht: Adipositas ist der wichtigste Risikofaktor für Prädiabetes. Je mehr Fettgewebe vorhanden ist, desto größer ist das Risiko der Insulinresistenz.
- Taillenumfang: Ein erhöhter Taillenumfang erhöht das Risiko für Prädiabetes. Ab einem Taillenumfang von 102 cm (Mann) bzw. 88 cm (Frau) ist das Risiko deutlich erhöht.
- Inaktivität: Je geringer die körperliche Aktivität, desto höher das Risiko für Prädiabetes. Körperliche Arbeit erhöht die zelluläre Glukoseaufnahme.
- Alter: Das Risiko für Prädiabetes steigt ab dem 45. Lebensjahr an.
- Familienanamnese: Fälle von Diabetes im engeren Familienkreis (Eltern, Geschwister) weisen auf ein erhöhtes Risiko hin.
- Gestationsdiabetes: Frauen mit Gestationsdiabetes während der Schwangerschaft entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit im späteren Leben einen Diabetes.
- Polyzystisches Ovarialsyndrom
- Schlafapnoe-Syndrom
- Nachtarbeit
Symptome
Prädiabetes verursacht keine eindeutigen klinischen Symptome. Es können jedoch - vor allem in der Spätphase - vereinzelte klinische Zeichen eines manifesten Diabetes mellitus auftreten. Dazu zählen unter anderem:
- Gewichtsverlust oder Gewichtsabnahme
- Heißhunger
- Schwäche
- Müdigkeit
- Erhöhte Neigung zu Infektionen (Haut, Genitale, Harnwege)
- Verzögerte Wundheilung
Diagnostik
HbA1c-Wert
Der HbA1c-Wert lässt Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 3 Monate zu. Er misst den Anteil des glykierten Hämoglobins im Blut. Der Referenzwert liegt unter 5,7 %. Ein HbA1c-Wert zwischen 5,7 und 6,4 spricht für einen Prädiabetes. Bei einem Wert von mehr als 6,5 % bei zwei unabhängigen Messungen liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein manifester Diabetes vor.
Nüchternblutzucker
Der Nüchternblutzucker wird morgens nach einer Nahrungskarenz von mindestens 8 Stunden bestimmt. Normalerweise liegt er unter 100 mg/dl (5,6 mmol/L). Bei einem Wert zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) kann ein Prädiabetes angenommen werden. Man spricht auch von "abnormer Nüchternglukose", kurz IFG. Ein Nüchternbluzucker von mehr als 125 mg/dl weist auf einen Diabetes hin.
Oraler Glukosetoleanztest (oGTT)
Beim oralen Glukosetoleranztest wird nach einer Nahrungskarenz von mindestens 8 Stunden eine Zuckerlösung verabreicht. Nach 2 Stunden wird der Blutzuckerwert bestimmt. Der Referenzwert liegt bei unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Ein Blutzuckerwert zwischen 140 und 199 mg/dl (7,8 bis 11,0 mmol/l) spricht für eine gestörte Glukosetoleranz (IGT) und damit für einen Prädiabetes. Ein Blutzuckerwert von mehr als 200 mg/dl (11,1 mmol/l) lässt auf einen Diabetes schließen.
Therapie
Die Therapie zielt darauf den Übergang des Prädiabetes in einen manifesten Diabetes zu verschieben bzw. zu verhindern. Wichtigste Säule der Behandlung ist die Änderung des Lebensstils, die sich im wesentlichen aus folgenden Empfehlungen zusammensetzt:
- Körperliche Bewegung: Mindestens 30-60 Minuten Sport an den meisten Tagen der Woche.
- Faserreiche, kalorienreduzierte Ernährung (z.B. Mittelmeerdiät)
- Gewichtsreduktion
Prognose
Unbehandelt entwickeln etwa 25% der Patienten mit Prädiabetes innerhalb eines Zeitraums von 3 bis 5 Jahren einen manifesten Diabetes mellitus. Nach 10 Jahren liegt der Prozentsatz bei rund 50%.