Neugeborenenkrampf
Definition
Unter einem Neugeborenenkrampf versteht man einen Krampfanfall des Neugeborenen.
Epidemiologie
0,2 bis 1% der Neugeborenen sind von einem Krampfanfall betroffen. Bei Frühgeborenen treten Krampfanfälle häufiger auf.
Ätiologie
Traumata, Infektionen, hypoxische Gehirnschädigen und Stoffwechselstörungen (z.B. neonatale Hypoglykämie oder Elektrolytstörungen) können zu einem Krampfanfall im Neugeborenenalter führen.
Klinik
Wenn die Neugeborenen unreif sind, sind die Symptome häufig undeutlich und werden nicht als Krampfanfall interpretiert.
Klonische Bewegungen der Extremitäten werden bei reifen Neugeborenen beobachtet; Frühgeborene zeigen eher tonische Bewegungen.
Generalisierte Krampfanfälle werden im Neugeborenenalter eher selten beobachtet.
In vielen Fällen lassen sich keine tonischen oder klonischen Bewegungen beobachten, sondern stattdessen nur eine Apnoe, ein Nystagmus, Schmatzen, Gähnen oder feine Zuckungen der Muskulatur der Hände oder Füße.
Eine vermehrte Salivation kann ebenfalls auf einen Krampfanfall hinweisen.
Eine Apathie oder ein Koma können ebenfalls ein Symptom eines Krampfanfalls sein.
Diagnostik
Bei Verdacht auf einen Krampfanfall, sollte der Glucosespiegel, das Calcium, Natrium und Magnesium im Serum bestimmt werden.
Wichtig sind ebenfalls eine Blutgasdiagnostik, ein Blutbild, eine Sonographie des Schädels und die Anfertigung eines Computertomogramms.
Stoffwechselerkrankungen sollten durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Therapie
Je länger der Krampfanfall dauert und je häufiger Krampfanfälle auftreten, desto größer ist das Risiko für bleibende Schädigungen des Gehirns. Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Therapie erforderlich, um bleibende Schäden zu verhindern.
Häufig kann nicht auf die Laborergebnisse gewartet werden, so dass eine Behandlung entsprechend der Häufigkeit der genannten Ursachen begonnen wird. Dabei wird zunächst Glucose, dann Calciumglukonat und schließlich Magnesiumsulfat verabreicht.
Wenn sich die Symptome unter der Therapie nicht bessern, sollte Phenobarbital gegeben werden. Weiterhin möglich ist die Gabe von Phenytoin und Diazepam, wobei Blutdruck und Herzfrequenz kontrolliert werden müssen.
Wenn der Verdacht besteht, dass der Krampfanfall durch einen Mangel an Vitamin B6 hervorgerufen wurde, sollten 50mg Vitamin B6 gegeben werden. Wichtig ist, dass die Verabreichung unter EEG-Kontrolle erfolgt.
Prognose
Wenn keine schwerwiegende Grunderkrankung vorliegt (z.B. ein Stoffwechseldefekt) und die Behandlung frühzeitig erfolgt, ist die Prognose relativ gut. In den meisten Fällen ist nach Beendigung des Krampfanfalls keine medikamentöse Dauertherapie notwendig.