Contergan
Definition
Contergan ist ein Schlaf- und Beruhigungsmittel, das den Wirkstoff Thalidomid enthält. Wegen seiner Nebenwirkungen führte Contergan Ende der 1950er Jahre zu einer Welle von Fehlbildungen bei Neugeborenen.
Geschichte
Der Wirkstoff Thalidomid wurde 1954 von der Firma Grünenthal in Aachen entdeckt. Ab 1957 war Contergan rezeptfrei zu kaufen und wurde mit seiner hohen Verträglichkeit sowie der schlaffördernden, nicht zum Selbstmord geeigneten Wirkung beworben. Da Contergan auch gegen die typische Morgenübelkeit in den ersten Monaten der Schwangerschaft half, wurden die Werbemaßnahmen Ende der 1950er Jahre gezielt auf schwangere Frauen ausgerichtet. Nachdem ein Zusammenhang zwischen Fehlbildungen von Neugeborenen und der Einnahme von Contergan festgestellt wurde, wurde Contergan 1961 vom Markt genommen.
Nebenwirkungen
Kurz nach dem Contergan auf den Markt kam, wurden zwei Nebenwirkungen festgestellt. Zum einen löste es bei einigen, meist älteren Patienten Nervenreizungen an Händen und Füßen, eine sogenannte Polyneuritis, aus. Außerdem schädigte die Einnahme von Contergan in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft die Embryogenese. So wurden weltweit etwa 10.000 Kinder mit Fehlbildungen der Gliedmaßen oder inneren Organe geboren.
Contergan-Skandal
Die unbekannten Nebenwirkungen der Einnahme von Contergan führten zu dem größten Skandal in der deutschen Pharmaindustrie. Es kam zu einer Anklage wegen Körperverletzung und fahrlässiger Tötung gegen die Verantwortlichen der Firma Grünenthal. Dieses Verfahren wurde aber nach 283 Verhandlungstagen wegen der geringfügigen Schuld der Beklagten und mangelndem öffentlichen Interesse eingestellt. 1970 schlossen die Nebenkläger und die Firma Grünenthal einen Vergleich. Die Nebenkläger verzichteten daraufhin auf weitere Schadenersatzforderungen. Im Gegenzug gründete das Unternehmen eine Stiftung zur Entschädigung der Opfer.